FFF 2008 – Fünfter Tag

Summer Scars (GB 2007, Julian Richards)

„Eden Lake“ einmal anders herum: Ein paar Teenager treffen bei einer Im-Wald-Abhängen-Aktion auf einen Mann (Kevin Howarth!), der sich ihnen zunächst als erwachsener Freund, im weiteren Verlauf des Films jedoch als aggressiver Psychopath präsentiert. Die Zusammenkunft eskaliert schließlich fast im sexuellen Missbrauch, bis einer der Jugendlichen eine von zu Hause mitgebrachte Pistole zum Einsatz bringt. Nach „The Last Horror Movie“ meine zweite Begegnung mit dem Gespann Richards/Howarth. Leider „wusste mich dieser Film nicht zu begeistern“. Die Figuren waren zwar glaubwürdig und interessant konstruiert, die Erzählung selbst erschien mir jedoch viel zu dünn und einen – wenn auch recht kurzen – Spielfilm damit zu füllen. Ein dreiviertelstündiges Fernsehformat wäre da vielleicht angemessener gewesen. Da die anderen „Summer Scars“ aber durchaus gut fanden, könnte es auch sein, dass ich die Erwartungen angesichts „The Last Horror Movie“ einfach zu hoch gehängt habe.

Walz with Bashir (F/D/Israel 2008, Ari Folman)

Ich hatte den Film ja bereits auf dem Münchner Filmfest gesehen und mich dann erstens umso mehr gefreut, ihn auf den FFF wiedersehen zu können und zweitens, dass er sogar einen Kinostart in Deutschland bekommt. „Walz with Bashir“ nimmt für sich in Anspruch, der erste Zeichentrick-Dokumentarfilm zu sein. Sein Genre changiert jedoch zwischen Dokumentarismus und teilweise fantastischen Erzählfragmenten. Das eine hängt mit dem anderen zusammen, da es um die Rekonstruktion einer verlorenen Erinnerung geht – genau genommen um die Erinnerungen des Regisseurs Ari Folman, der seine eigenen Kriegserfahrungen im filmisch rekonstruiert). Das Thema „partielle Amnesie und Erinnerungsarbeit“ wird auch im Film selbst (übrigens erinnerungspsychologisch gleichermaßen anschaulich, komplex und korrekt) abgehandelt. Das Projekt von „Walz with Bashir“ ist jedoch wesentlich größer anzusetzen: Kann man einen Krieg überhaupt zu „einer Erzählung“ reformatieren? Dass das nicht möglich ist, zeigt der fragmentarische Charakter der einzelnen Erinnerungsepisoden: Es gibt so viele Sichtweisen auf die Geschehnisse, wie es Überlebende gibt. Der großartige Zeichentrick-Stil, der zwischen teilweise minimalistischer Zweidimensionalität und Rotoskopie-artigen Techniken wechselt, scheint die ideale bildästhetische Basis zur Verwirklichung der Erzählung (und des Erzählens auf der Tonspur) zu sein. In dem Maße, wie der Protagonist seine Erinnerung im Gespräch mit seinen ehemaligen Kameraden wiederfindet, schmiegen sich das Gesagte und das Gezeigte immer weiter aneinander an, bis am Ende schließlich Fernseh-Archivmaterial „für sich selbst spricht“ und Schweigen sowohl auf der Tonspur als auch im Zuschauerraum zurückbleibt. „Walz with Bashir“ ist damit vielleicht einer der besten und aufrichtigsten Kriegsfilme überhaupt.

Let the right one in (Låt den rätte komma in, Schweden 2008, Tomas Alfredson)

Hierzu gibt es einen Podcast bei F.LM.

Repo! The Genetic Opera (USA 2008, )

Ich habe es wirklich versucht. Aber etwa 20 Minuten bevor der Film zuende war, hat es mich aus dem Kinosaal getrieben. Irgendwie hätte man sich mehr Mühe mit der Komposition der Songs geben müssen und vor allem nicht die kompletten Mono- und Dialoge singen lassen dürfen. So wirkt der Film weniger als Musical als als (im Stil der „Wonder Pets“ vorgetragene) Kakophonie. Und das Schlimmste: Paris Hilton beweist mehrfach lautstark, dass sie nicht singen kann.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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