FFF 2008 – Sechster Tag

Dance of the Dead (USA 2008, Gregg Bishop)

Amüsante Zombiefilm-Komödie, die verschiedene Formate aus der Gernegeschichte (Anleihen an „Return of the Living Dead“ sind überdeutlich) herbei zitiert, dabei aber doch nie zu reinem Klamauk verkommt. Bitter aufgestoßen ist mir jedoch zweierlei: Die Fun- und Splatter-Kapriolen werden an einer Stelle unterbrochen, als die Helden vor dem Gang in die letzte Schlacht noch einmal beten. Da ist nichts ironisch, das ist ernst gemeint und reißt nicht nur eine Lücke in das ansonsten exzellente Rhythmus, sondern wirkt auch noch einigermaßen missionarisch. Das Zweite ist der unverholene Militarismus, den der Film propagiert. Der Sportlehrer der Schule, die letztendlich von den Zombies befreit werden soll, ist einer jener Militär-. und Waffenfanatiker, über die sich Horrorfilme in den 80ern und 90ern noch liebend gern lustig gemacht haben. Hier & Heute jedoch wird er und sein Vorgehen vollständig legitimiert und mehr noch als einzige probate Konfliktlösungsstrategie an die Schüler weitergegeben.

Shuttle (USA 2008, Edward Anderson)

Einer der zynischsten und bittersten Filme, die ich in den vergangenen Jahren auf dem FFF gesehen habe. „Shuttle“ fängt an wie ein herkömmlicher Thriller, in dem eine kleine Busreise-Gesellschaft vom offenbar von räuberischen Interessen geleiteten Busfahrer entführt wird. Die Situation eskaliert mehr und mehr und immer wieder generiert der Plot „Möglichkeiten“ der Selbstrettung für die Entführten. Das nützt aber alles nichts, denn längst hat der Film beschlossen, dass es gar keine Rettung geben kann und dass auch kein Sach-, sondern bürokratisch organisierter Menschenraub hinter der Aktion steht. In der letzten viertel Stunde offenbar „Shuttle“, dass es allein die beiden jungen Frauen waren, denen das Interesse gegolten hat: Sie sollten eingefangen, verpackt und als Zwangsprostituierte nach Fern-Ost verschifft werden. Die bittere Erkenntnis liegt für mich vor allem darin, dass ich als Zuschauer durch plump aussehende Plot-Tricks hinters Licht geführt werde; dass der Film mir am Ende zeigt, dass er mit mir gespielt hat, dass die totale Maschinerie des Menschenhandels eigentlich bereits in dem Moment gesiegt hat, als ich die Frauen-Figuren selbst zu Objekten meines Blicks gemacht habe. „Shuttle“ macht Menschenleben zu Handelsware – ohne Erbarmen, ohne Rettung und mit einem spielerischem Sadismus seiner Täter, der sich in der Plot-Konstruktion verdoppelt. Nach der Erfahrung mit „Interieurs“ frage ich mich langsam wirklich, was das eigentlich für eine Kultur ist, die sich mit solchen Filmen selbst quält. Ich hätte den Film lieber nicht gesehen oder ihn hinterher lieber „bloß doof“ gefunden wie meine Begleiter.

Mirrors (USA 2008, Alexandre Aja)

Hierzu hat es einen Podcast bei F.LM gegeben.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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