Closed Ciruit

Freitag vor einer Woche fand im Signallabor der HU-Medienwissenschaft der 27. und letzte „Game Circuit“ statt. Die Reihe zur „operativen Computerspielanalyse“, die ich 2012 begonnen habe, hat damit Ihren Abschluss gefunden.

Auf dem Programm stand dieses mal eine computerphilologische Fragestellung: Zeigen auf der Oberfläche einander ähnelnde Spiele auch auf ihren Unterflächen Ähnlichkeiten zueinander? Als Fallbeispiel hierfür habe ich die beiden für Atari-8-Bit-Computer veröffentlichten BASIC-Spiele „The Castle“ (Thomas Fischermann, 1984 – hier und hier habe ich schon einmal darüber geschrieben) und „Gmork Attack“ (1991, Kemal Ezcan) miteinander verglichen. Deren Spielplots, -ästhetik und -mechaniken sind einander recht ähnlich, was den Schreiber eines Leserbriefes in der Januar-1991-Ausgabe von „ZONG“ zu dem Vorwurf verleitet hat, Ezcan habe von Fischermann „geklaut“.

Bei meiner Untersuchung ging es mir weniger darum eine „Copyright“-Fall zu klären als darum, diejenigen Elemente eines Programmcodes zu identifizieren, die eine Vergleichbarkeit zulassen. Am Ziel sollte dabei ein Katalog an Verfahren beschrieben werden, der gegebenenfalls automatisiert zur Code-Stilanalyse genutzt werden kann. Da Ezcans Programm, anders als Fischermanns, nicht als gedrucktes Listing, sondern nur als auf Diskette angeboten wurde (die mir als Disc-Image vorlag), habe ich mich vordringlich mit diesem Program beschäftig und es „re-interpretiert“, indem ich das Listing strukturiert, die Variablen erklärt, die Grafik- und Soundroutinen sowie Besonderheiten des Programmaufbaus und der verwendeten Sprache herausgestellt habe.

Nach meinem Vortrag konnten die Besucher des „Game Circuit“ diese beiden Spiele sowie acht weitere BASIC-Spiele, die in Zeitschriften abgedruckt waren, auf den Original-Plattformen spielen – sowohl mit den Spielen selbst als auch mit deren Codes. Ende September ziehe ich mit meiner Computersammlung aus dem Signallabor aus.

(Ich danke horniger für die Fotos meines Vortrags und dass ich sie hier zeigen darf.)

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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