Lehre im Wintersemester 2017/2018

Im Wintersemester gebe ich folgende Lehrveranstaltungen:

LVs Wintersemester 2017/2018

Seminar: ∆s. Wege und Orte in Medien. Eine technische Dramaturgie der Signale (MA, Modul 4), Fr. 12-14 Uhr: Signallabor

Medien sind Apparate zum Speichern, Verarbeiten und Übertragen von Informationen. Gerade diese letzte Medienfunktion hat einen großen Interpretationsspielraum eröffnet, den wir im Seminar auf technische Informationsübertragung einengen wollen. Denn selbst hier existiert eine enorme Vielfalt von Technologien und Strukturen, die sich an/in/um Medienapparate(n) entwickelt hat. Wege und Orte von Signalen beschreiben einen Raum, der jenseits unserer Erfahrungswelt liegt und oft nur mit technomathematischen Methoden adäquat beschreibbar ist. Das Thema lässt sich aus zwei Perspektiven betrachten: historisch als Entwicklungen und Ausdifferenzierungen von Techniken der Signalübertragung und systematisch als Beschreibung unterschiedlicher Qualitäten wie Topologien, Dimensionalität, Temporalität, Komplexität usw. Im Kurs wollen wir uns Übertragungstechnologien von diesen beiden Sichtweisen aus nähern und Apparate dabei als Dramaturgen von Signaltransportprozessen zwischen Sendern und Empfängern (welche beide sowohl Menschen als auch Maschinen sein können) interpretieren, zum Beispiel: Kabelverbindungen, Schaltnetze und -gatter, Speichermatrizen, Routingalgorithmen u.a. Neben deren technischen Beschaffenheiten diskutieren wir anhand von Texten ihre medienwissenschaftlichen Implikationen. Die Teilnahme wird durch die regelmäßige Einreichung von Lektürenotizen belegt; ein Leistungsschein kann durch die Anfertigung einer Hausarbeit oder ein Projekt mit Dokumentation erworben werden. (Zudem wird empfohlen das Projektseminar „Dramaturgie der Signale“ von Florian Leitner zu besuchen, in dem die Thematik ihre mediendramaturgische Wendung erfährt.)

Vorlesung: Logik für Medienwissenschaftler (BA, Modul 1, Einführung in die Medientheorie), Mo. 12-14 Uhr: Medientheater

Digitale Medien zeichnet aus, dass sie über zeitkritische diskrete Operationen mit nur zwei Zuständen andere Apparate simulieren können. Dass hinter dieser Funktion die 2500 Jahre alte Theorie der Logik steht, die sich diesbezüglich in ihrer Qualität kaum verändert, sondern lediglich unterschiedliche Ausprägungen erfahren hat, koppelt selbst modernste Medien (wie Quantencomputer) an die Philosophie der griechischen Antike. In der Vorlesung wird dieser Prozess nachgezeichnet und die wichtigsten Stationen der Logik auf ihrem Weg von einer Theorie des Denkens hin zu ihrer Implementierung in logische Schaltgatter in Digitalcomputern vorgestellt. Wie Logik als Formalwissenschaft „funktioniert“ und wie sich mit ihrer Hilfe Prozesse in digitalen Medien analysieren und konstruieren lassen, wird an konkreten Beispielen exerziert. Die in der Medienwissenschaft diesbezüglich zentralen Theoretiker (Aristoteles, Leibniz, Frege, Boole, Shannon u.a.) sowie Technologiefelder (Logische Maschinen, Boole‘sche Arithmetik, Schaltgatterkonstruktion, -optimierung und -analyse, Computer-Elemente, Logik in Programmiersprachen u.a.) werden dabei als Marksteine einer Mediengeschichte der Logik dienen. Die Vorlesung integriert einen Übungsteil und schließt mit einer Klausur ab.

Projekt (zus. mit Florian Leitner): Dramaturgie der Signale: folgt (Projekt BA, MA), Di. 12-14 Uhr: Medientheater

Das Medientheater am Institut für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft kann und soll von den Studierenden als Labor für medienkünstlerische Projekte und Performances genutzt werden. Im Hintergrund steht dabei die grundlegende Frage: Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt, in einem Theater Medien zum Thema zu machen? Eine besondere Herausforderung stellen in diesem Zusammenhang elektronische Medien dar. Denn sie operieren in einem submedialen Raum elektronischer Signale, der der menschlichen Wahrnehmung entzogen ist. Gibt es trotzdem Möglichkeiten, diesen Raum im Medientheater szenisch erfahrbar zu machen? Ansätze hierzu sollen im Rahmen des Seminars diskutiert werden, indem die Teilnehmer_innen eigene medienkünstlerische Projekte erarbeiten, die sie zum Semesterende im Medientheater präsentieren. (NB: Die Teilnehmer_innen sollten ausreichend Zeit für die eigenständige Arbeit an den jeweiligen Projekten einplanen.)

Das Projektseminar findet statt in Zusammenarbeit mit Stefan Höltgens MA-Seminar „∆s. Die technische Dramaturgie der Signale“ (Modul 5).

Projekt: Artefakte des Medienarchäologischen Fundus (ÜWP, BA), Mi. 16-17 Uhr: Medienarchäologischer Fundus

Der Medienarchäologische Fundus des Instituts für Musikwissenschaft und Medienwissenschaft versammelt medientechnische Artefakte vornehmlich der letzten 150 Jahre, welche Studierenden und Wissenschaftlern die Möglichkeit geben sollen, die medialen Bedingungen der Möglichkeit von Speicherung, Übertragung und Verarbeitung von Informationen „hands-on“ zu erfahren. Von der Pendeluhr bis zum Analogcomputer, vom Brettspiel zum elektronischen Baukasten, vom Oszilloskop zum Synthesizer stellen die Artefakte einen wichtigen Ausgangspunkt für historischen und systematische medientheoretische und -praktische Fragen dar. Im Rahmen des Projektes soll jeder Studierende ein Artefakt (oder eine zusammengehörende Gruppe von Artefakten) untersuchen und aus verschiedenen internen und externen Quellen Informationen dazu sammeln. Die gefundenen Erkenntnisse dieser medienarchäologischen Praxis fließen dann als Beitrag in das Wiki des Medienarchäologischen Fundus einfließen. Nach einer einführenden Veranstaltungen in der ersten Semesterwoche finden die Konsultationen mit dem Kurator und den Hilfskräften des Fundus nach Absprache statt.

Teilnahmebedingungen: Anfertigung einer Objektbeschreibung

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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