Im Rahmen meiner Untersuchungen zum „Pac Man“-Arcade habe ich mich intensiver mit der Speichertechnik des Spiel beschäftigt. Insbesondere das RAM-Management kam mir bei der Frage, wo sich eigentlich einen Spielfigur aufhält und wie sich ihre Daten als Signale auf dem Substrat bewegen, in den Fokus. Auf dem Board von „Pac Man“ existieren einige unterschiedliche Speichertypen und -bausteine. Das Haupt-RAM besteht aus sechs SRAM-Bausteinen des Typs 2114-2. Diese werden zu gleichen Teilen für Programmdaten, Farb-RAM und Video-RAM genutzt.
Unter Mithilfe von Jürgen Sölle von der Arbeitsgruppe „Neue Materialien“ (Leitung: Prof. Dr. Saskia Fischer) am Institut für Physik der HU Berlin wurde einer dieser Bausteine geöffnet und fotografiert. Die folgenden Bilder sind während des Prozesses entstanden:
Der 2114 in noch integralem Zustand (Foto: Jürgen Sölle)
Zunächst wird mit einem Dummy-Chip ein Probedurchlauf durchgeführt:
Mit Hilfe eines Präzisionsschleifgerätes wird zunächst ein Großteil der Gehäuseoberfläche weggeschliffen. Hier sind bereits die Bondingdrähte sichtbar. (Foto: Jürgen Sölle)
Der vorbereitete Dummy-IC. (Foto: Jürgen Sölle)
Vorher/nachher: Etwa die Hälfte des Deckels ist abgeschliffen. (Foto: Jürgen Sölle)
Der Dummy wurde vollständig von seiner Ummantellung befreit und die goldenen Bondingdrähte entfernt. (Foto: Jürgen Sölle)
Der Die des Dummy-ICs. (Foto: Jürgen Sölle)
Nach dem erfolgreichen Ätzen des Dummys kommt nun der 2114 in den Prozess:
Zur Sicherheit findet der Prozess im Sandbad unter Abzug statt. (Foto: Jürgen Sölle)
Für eine nass-chemische Öffnung lassen sich verschiedene Säuren (Salpetersäure, Flusssäure, Schwefelsäure) verwenden. (Foto: Jürgen Sölle)
Zur Steigerung der Reaktionsgeschwindigkeit wird die Schwefelsäure sukzessive erhitzt. (Foto: Jürgen Sölle)
Bei 270 °C zeigt sich noch kein Effekt. (Foto: Jürgen Sölle)
Ab 300 °C setzt die Reaktion der Schwefelsäure mit dem Kunststoffgehäuse ein. (Foto: Jürgen Sölle)
Die Reaktion ist im Gang. (Foto: Jürgen Sölle)
Der Auflösungsprozess dauert circa 3 Stunden. (Foto: Jürgen Sölle)
Das Ergebnis unter dem Mikroskop:
Der 2114 im Detail. Die Aufnahme wurden mit einem Laser-Mikroskop angefertigt. (Foto: Jürgen Sölle)
Unter verschiedenem Licht lassen sich die Layer unterschiedlich deutlich erkennen. (Foto: Jürgen Sölle)
Der SRAM besteht aus rasterförmig angeordneten Flip-Flops. (Foto: Jürgen Sölle)
Die Ergebnisse werden erscheinen in: Stefan Höltgen: JUMPs durch exotische Zonen. Portale, Hyperräume und Teleportation in Computern und Computerspielen. In: »The cake is a lie.« Polyperspektivische Betrachtungen des Computerspiels am Beispiel von »Portal«, herausgegeben von Thomas Hensel, Britta Neitzel, Rolf F. Nohr. Berlin u.a.: LIT-Verlag 2014.
Mein Dank geht an dieser Stelle an Jürgen Sölle und Frau Prof. Fischer von der Arbeitsgruppe „Neue Materialien“!
Über Stefan Höltgen
siehe: http://about.me/hoeltgen
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