Der Inhaltismus der Medienwirkungsforschung

Zur Vorbereitung eines Textes über die Medienarchäologie des Computerspiels im Angesicht der Platform Studies habe ich noch einmal Claus Pias‘ medienmaterialistische Abhandlung über Computerspiele „Die Pflichten des Spielers“ gelesen. Darin findet sich eine schöne Sentenz über spezifische Fragen der Medienwirkungsforschung – einmal von ganz anderer Seite als der der Ästhetik und Erzählung betrachtet:

„Es gibt also gute Gründe für die Annahme, daß bspw. die gesamte pädagogische Debatte um böse Computerspiele und ihre Folgend an der falschen Stelle ansetzt, nämlich nicht bei der ‚Technik‘ und der ‚Pragmatik‘ des Spielens und seiner Apparate, sondern erst bei der Ikonographie der Grafik und dem Inhaltismus von Erzählungen. Der Splatter indizierter Spiele sagt letztlich genauso viel oder wenig über die Pflichten des Spielers wie die bonbonfarbenen Niedlichkeiten pädagogischer Korrektheiten, weil wir uns nicht im Reich des Gewissens und der Moralität, sondern im Bezirk der Pflicht und des Gesetzes aufhalten. Die Diskurselemente des Computerspiels heiße nicht ‚Menschen ötten‘ oder ‚Goldtaler fangen‘, sondern Pünktlichkeit, Rhythmus oder Kontrolle. Und diese werden ununterbrochen an einer symbolischen Identität des Spielers abgefragt.“

Claus Pias: Die Pflichten des Spielers. Der User als Gestalt der Anaschlüsse. In: Martin Warnke u.a.( Hgg.): HyperKult II. Zur Ortsbestimmung analoger und digitaler Medien. Bielefeld: Transcript 2005, S. 313-339, hier: S. 337f.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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