»That’s what make them tick: electronics.«

Target Earth (USA 1954, Sherman A. Rose) (DVD)

Wie das Fernsehen in die Wohnzimmer kam ...

Was den meisten Rezensenten zu „Target Earth“ negativ aufgestoßen ist, scheint – zumindest bislang – ein Strukturprinzip des 50er-Jahre-Roboterfilms zu sein: Es gibt jeweils nur einen in ihnen zu sehen. In Roses Film ist dieser Eine jedoch nur ein Stellvertreter für die vielen, die die Erde überfallen haben sollen. Das Budget des Films hatte es jedoch nicht zugelassen, mehrere der Papp-Roboter herzustellen – und so ist – wie in den anderen Filmen – nur einer zu sehen. Die anderen sind gerade „off screen“. Chicago wurde ihretwegen evakuiert, wovon ein paar einzelne Menschen jedoch nichts mitbekommen haben (weil sie besoffen waren, schliefen oder sich gerade das Leben genommen hatten). Sie wachen also eines Morgens allein in der großen Stadt auf, finden sich nacheinander zusammen und stoßen dann auf besagten Roboter, der mit Strahlen aus seinem Kopf („weapons we never dreamed of“) auf sie schießt.

The cathode ray tube resonates ...

Etwa zeitgleich versucht die US Army des Problems Herr zu werden, kann die Panzerung der Roboter mit ihren Waffen aber nicht durchdringen. Später gelingt es ihnen doch, eines Invasoren habhaft zu werden – er liegt dysfunktional auf dem Boden und weist einen Riss im Glas seines „Helms“ auf. Nach eingehenden Untersuchungen, bei denen der Roboter z.B. an der irdischen Elektronik angeschlossen wird, um mit seiner Hilfe eine Pistole abzufeuern (!), finden die Wissenschaftler heraus, dass das „Gehirn“ der Maschine wie eine Kathodenstrahl-Röhre funktioniert und also wie ein Fernsehgerät darauf angewiesen ist, dass ein relatives Vakuum in seinem Inneren herrscht. Beim „vorliegenden“ Exemplar hatte es eine Implosion gegeben und bald finden die Wissenschaftler heraus, wie sie diese bei den anderen Robotern wiederholen können: durch Tonfrequenzen einer bestimmten Art, mit einem Oszillator erzeugt, zerspringt das Glas am Kopf der Roboter: „All we have to do is knocking out the cathode ray tube.“

»An army of machines incapable of pain, fear, and passion and practically indestructible.«

Die Idee mit der Analogisierung von außerirdischen Invasoren mit irdischer Fernsehtechnologie ist nicht neu – sie ist ein Jahr zuvor bereits in „War of the Worlds“ verwandt worden. Die Beschaffenheit Braun’scher Röhren hier jedoch auf den Roboterkopf zu übertragen, der in den klassischen Roboterfilmen nicht selten schon das Aussehen solcher Röhren hatte (vgl. „Earth dies Screaming„), führt die beiden Diskurse einander noch näher und liefert vielleicht auch einen Einblick in die Sicht auf die Fernsehtechnologie, die ebenfalls mit allen möglichen fremdartigen Bildern die Privatsphäre „invasiert“. Die Homologie zwischen beiden Technologien findet sich noch an anderen Stellen. So bemerkt einer der Militärs zur Funktionsweise des Roboters: „They’re able to duplicate every desired motion of the human body.“ – ein Hinweis auf die Simulativität und Emersivität der Fernsehbilder.

Robots are busting around the block ...

Und letztlich sind die Roboter ja auch echte „Blockbuster“: Dass alle Bewohner von den Straßen Chicagos verschwunden sind und ihre Wohnungstüren nicht öffnen – ist das nicht auch ein typisches (wenngleich hier auch übersteigertes) Merkmal für die Fernsehgesellschaft?

Zur weiteren Lektüre empfehle ich diesen Essay zum Film.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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