Stimulationsraum

Randy (USA 1980, Phillip Schuman) (VHS)

„How much can a poor computer be expected to take?“ Das ist die Frage, die sich nicht etwa die Wissenschaftler und Ärzte der Orgasmus-Klinik stellen, sondern der Computer selbst. Der führt nämlich ein Programm aus, das Frauen zum Höhepunkt verhelfen soll, wertet somatische Reaktionen aus, berechnet genitale Anwendungen und Therapien, die die Ärzte der Klinik dann durchführen. Sie rechnen nicht mit dem Besuch von Randy, denn bei der jungen Frau schlägt die Behandlung besonders gut an. Schon nach kurzer Zeit findet man in ihrem Blut einen lange Zeit gesuchten Botenstoff, das absolute Aphrodisiakum, das in immer größerer Menge gewonnen wird und als Stimulanz für Sie und Ihn auf dem Markt gebracht werden soll.

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Wie bei vielen Mad-Scientist-Fiktionen geht aber auch dieser Fortschritt zum Besseren nicht ohne Probleme ab. Es ist eine offenbar deutschstämmige Mitarbeiterin des Institutes, die Randy und ihr Sekret zur Weltherrschaft missbrauchen will. Ihr gelingt es, die Ärzte zunächst unschädlich zu machen und die Geilheit der Patientin schamlos für ihre Zwecke auszunutzen. Doch wie so oft, wendet sich das Schicksal und am Ende gewinnt das Gute, als die übrigen Patientinnen ihrer gefesselten, geknebelten und von einer gnadenlos hämmerndenen Sexmaschine penetrierten Gesellin zu Hilfe eilen – sie verabreichen der bösen Ärztin und ihrem düsteren Gehilfen eine Überdosis des Organsmusmittels, woraufhin diese übereinander herfallen und es bis zum Umfallen miteinander treiben.

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Das also ist ein Stimulationsraum: Ein abgedunkeltes Ärztezimmer, in dem – auf Liegen gefesselt – junge Frauen mithilfe von Maschinen zum Orgasmus befördert werden. Drähte am ganzen Körper, Monitore überall, Kameras, die in die Kontrollräume nebenan genaue Bilder zur Analyse liefern. Alles überwacht von einem Computer, der laut denken kann, der die menschliche Libido in- und auswendig kennt und sie selbst bald schon über hat. Die Mitarbeiter indes lassen sich von all dem Treiben auf den Bildschirmen immer aufs Neue stimulieren. Zwar ist heterosexueller Verkehr in der Klinik verboten, doch solche Verbote lassen sich ja bekanntlich nicht lange aufrecht erhalten. Nur Dr. Harrison, der grundgute Wissenschaftler mit Ethos, bleibt enthaltsam. Die Mädchen bedrängen ihm in einer Behandlungspause mit der pornografischen Frage schlechthin: „Those filmes makes you think all there is to life is sex. What about you Dr. Harrison? Don’t those films have affect on you?“

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Er antwortet, wie es nur ein Wissenschaftler kann, der sich nach den Geboten der Objektivität vollständig von seinem Forschungsgegenstand emanzipiert hat: „Sometimes. […] When I’m in the lab I’m working. […] Well, if you really want to know: pornographic films don’t excite me. I think it’s because they’re all so crude. Oh, I suppose, some of the girls are attractive enough. But there’s no way to really … to relate to them. Because there is never any story. And without a story you don’t know anything about a girl. She becomes an object. I simply never been sexually attracted to someone that I didn’t already know and like.“

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Es ist schon eine seltsame Mischung von Menschen, die da in der Sexklinik aufeinander trifft. Und dann der Computer, der die Fäden in der Hand hält und alle Daten, die auf ihn einströmen, kommentiert. Der Film versucht ihm einen Körper zu geben, zeigt rotierende Magnetbänder als Augen, Lochkarten-Drucker als seinen Mund. Er und Dr. Harrison sind die einzigen, die dem Treiben tatenlos zusehen dürfen; der eine, weil er die Handlung dazu schreiben muss, der andere, weil er sich darin vermisst.

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Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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Eine Antwort zu Stimulationsraum

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