Leiche-Feuersturm-Motor

Frankenstein (USA 1931, James Whale) (DVD)

Das Motiv der Elektrizität in „Frankenstein“ ist absolut vordergründig. Elektrischer Strom ist der Motor des gesamten Plots, könnte man sagen. In diesem Motiv bündeln sich aber auch etliche Diskurse, die „Frankenstein“ impliziert: ein technologischer, ein medizinischer, ein ethischer, ein ästhetischer – sie alle kristallieren an den Flammenbögen im Labor von Victor aus. Gunnar Schmidt hat diese Diskurse so konzise wie kein zweiter in einem Text zusammengefasst:

Frankenstein setzt auf die Differenz: Todes-/Grabkälte und Himmelshitze, oben und unten, zwei Zonen, Übertragung von warm nach kalt. Er setzt die kontrollierte Explosion ein: „the working of some powerful engine“, elektrischer Funke — spark of being, spark of existence — Blitz, Zündung. Frankenstein legt ein Hitzereservoir im Leib des Monsters an und transformiert es damit. Das globale Prinzip, von dem Fourier und Carnot sprechen, wird in den lokalen Körper eingepflanzt. Das wilde Geschehen der Natur soll in der Geometrie des Körpers, der Maschine gezähmt werden.

Quelle: Gunnar Schmidt: Anamorphotische Körper. Medizinische Bilder vom Menschen im 19. Jahrhundert, Köln u.a.: Böhlau 2001, S. 147.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Filmtagebuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.