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Electric Dragon 80.000 V (Jp 2001, Sogo Ishii) (DVD) (2x)

Eine Geschichte der Dualitäten: Gut gegen Böse, Positiv gegen Negativ, Gleichstrom (Blitz) gegen Wechselstrom (Hochspannungsmast): Der auf das Auffinden von verloren gegangenen Reptilien spezialisierte Privatdetektiv „Dragon Eye Morrison“ wird unversehens vom selbsternannten Superhelden „Thunderbold Buddha“ attackiert. Hatte sich letzterer zuvor vor allem auf die Elektrokution von Drogendealern konzentriert, so reizt ihn am eigentlich unschuldigen Morrison der Energieabgleich: Seine 20 Millionen Volt, die er als Kind in Form eines Blitzschlags erhalten hat, gegen die 80.000 Volt Morrisons, die dieser sich als Knabe beim Erklimmen eines Hochspannungsmastes eingefangen hat. Hier treten also menschliche Batterien und Kondensatoren gegeneinander an, um einen Kapazitätsvergleich durchzuführen.

Ishiis Film dekliniert Elektrizität in all ihren Indizes aus: Es sind ja nur Indexe, durch die uns derartige Ströme erfahrbar werden: Kabel, Schalter, Hebel, Stecker, Stromzähler, Knistern auf der Tonebene, Blitze, Funken – bis hin zur endgültigen Ästhetisierung im Spiel der „elektrischen Gitarre“. Der Film zeigt sie alle und manifestiert seine Erzählung in ost-westlicher Drachen-Mythologie. Dass der Strom-Unfall bei Morrison nämlich vor allem das limbische System angeregt hat, erklärt nicht nur seine Affinzität zu Reptilien, sondern auch seine speziellen Wutausbrüche, die ihn den kapazitätsstärkeren Buddha schließlich besiegen lassen.

Ich dementiere also: Ein Film in kaltem Schwarzweiß voller Licht, Nässe und brachialem Industrial-Sound.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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