Schreiwolf

Cry_Wolf (USA 2005, Jeff Waldlow) (Blu-ray)

Serienmord als soziale Konstruktion – einmal wörtlich genommen: In der Nähe eines Internats wird die Leiche einer Schülerin tot aufgefunden. Ein paar gelangweilte Mitschüler entwerfen darauf hin eine Geschichte, nach der ein Serienmörder den Ort heimsucht. Sie beschreiben ihn, seine vergangenen und künftigen Opfer. Und dann passiert es: Das zuvor Beschriebene wird Realität. „Cry_Wolf“ hätte ein sehr interessanter Serienmörderfilm sein können, wenn er diese Idee ausgebaut hätte, denn letztlich ist der Serienmord, „den wir kennen“ ein mediales Konstrukt aus archetypischen Details. Aus diesen Details besteht auch der Täter und seine Tatgeschichte. Blöderweise gibt es noch eine zweite Ebene der Konstruktion, und zwar die des Plots. Was dies angeht, ist „Cry-Wolf“ ein Ärgernis sondergleichen, denn weder die Figuren noch die Erzählung sind besonders plausibel. Es wird überreagiert, konstruiert und letztlich ein Plotgerüst entwickelt, das zwangsläufig einbrechen muss im finalen Plottwist. So viel Wohlwollen, das Schlechte als das dissimulierte Gute wahrzunehmen (wenn alles ein Fake ist, ist Konstruiertheit ein Indiz) zu sehen, konnte ich leider nicht aufbringen.

Die Blu-ray von e-m-s ist ein Trauerspiel. Keine Extras, kein Start-Menü. Das Bild – vor allem in den dunklen Szenen – körnig. Wenn das der Grund für den Preis von unter 20 Euro ist, hätte ich doch lieber wieder 30-Euro-Blu-rays!

Mehr bei F.LM.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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