Säbelrasseln für den Frieden?

Die rote Flut (USA 1984, John Milius) (DVD)

Immer noch und immer wieder ein Mysterium, dieser Film. Bis ins Herz hinein reaktionär, aufstachelnd, politisch falsch, chauvinistisch und nationalistisch. Und doch kann ich die Finger nicht davon lassen. Patrick Swayze, Jennifer Grey (mit Nase), Charly Sheen (in seiner ersten Rolle) und Harry Dean Stanton geben sich für ein solches Drehbuch her? Jugend und Unerfahrenheit kann es doch wohl nicht ausschließlich gewesen sein. Der tolle Soundtrack von Basil Poledouris, die oft berückend schönen Panorama-Einstellungen von Ric Waite – keine Frage, hier trifft solide Filmkunst auf niedere Gesinnung. Aber warum? Vielleicht muss man sich ins Jahr 1984 zurückdenken, um das zu verstehen – zurück zum Höhepunkt des kalten Krieges, der die atomare Vernichtung so spürbar machte, wie sie seit der Kuba-Krise nicht mehr gewesen ist. Dann versteht man vielleicht das Heil, das in der Perspektive eines konventionell geführten Krieges „mit blankem Säbel“ (Powers Boothe) gelegen haben könnte. Einer Kriegsführung, in der nicht die Aktions- und Reaktionsgeschwindigkeit elektronischer Systeme entscheidet, sondern der aufrechte und durchgehaltene Patriotismus, der zur Zeit von „Red Dawn“ auf dem Höhepunkt der Reagan-Ära wohl nur noch eine schwache Geste gewesen ist. Wer weiß, vielleicht ist „Red Dawn“ in all seiner perfiden Überzeichnung vielleicht ja sogar ein Anti-(Atom)Kriegsfilm und als solche zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Keine Ahnung …

Über Stefan Höltgen

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3 Antworten zu Säbelrasseln für den Frieden?

  1. Eine schöne Erinnerung, den Film mal wieder aus dem riesigen „Noch (mal) ansehen“-Stapel zu ziehen und anzuschauen – mir hat sich die Frage gestellt, ob nicht ein wenig „Postapokalypse“ mitschwingt, wenn der Pilot Andrew von den Menschen in Denver erzählt, die sich gegenseitig auffressen, da sie eingekesselt sind … und von den 600 Millionen Chinesen, die übrig geblieben sind. Ansonsten fällt das Fehlen moderner Kriegstechnik heute besonders auf – dafür taucht die Atombombe ja dann glücklicherweise im neuen „Indiana Jones“ auf. 😉

  2. Es wird ja sogar die alte Einstein-Hypothese eingeworfen, dass die Soldaten demnächst vielleicht wieder mit dem blanken Säbel kämpfen werden. („Ich weiß zwar nicht wie der dritte Weltkrieg wird. Im vierten wird jedoch wieder mit der Keule gekämpft!“)

  3. Pingback: postapocalypse » Zeig diesen Film, und wir nehmen Dein Kino auseinander …

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