»I made a mistake.« »So did Hitler.«

The King of Comedy (USA 1983, Martin Scorsese) (DVD)

Miriam wollte mal einen "außergewöhnlichen" Film sehen – "King of Comedy" kannte sie noch nicht und es war auch für mich wieder eine sehr interessante Erfahrung, wie sich einer der seltensten Affekte beim Filmgucken äußerst: das peinlich berührt sein.

Wer sich gefragt hat, wie es in Travis Bickles Biografie weiter geht, nachdem er als Taxi-Driver zum Helden geworden ist, bekommt in "King of Comedy" die Antwort. Denn solche Persönlichkeitsstrukturen ändern sich nicht dadurch, dass sie bestätigt werden – sie verstärken sich. Die unglaubliche Vehemenz, mit der Rupert Pupkin (Robert de Niro) seinem Idol Jerry Langford (großartig gespielt von Jerry Lewis) auf den Leib rückt und mit der seine Gehilfin Masha (Sandra Bernhard) ihre sexuellen Phantastereien ausmalt, ist so bedrückend, wie nur selten in einem Film. Das Phänomen, das heute als "Stalking" unter Strafe steht, gehört zu den unangenehmsten Nebenwirkungen der medialen Totalpräsenz. Einige der Szenen aus dem Film – etwa, wenn Jerry Langford aus seinem Büro kommt und einfach nur eine Straße entlang geht – zeigen ein wenig von dem Wahnsinn, den die "Promis" Tag für Tag ertragen müssen.

Scorsese inszeniert diesen Wahnsinn mit unerbittlicher Präzision. Die scheue, fast ängstliche Witzigkeit des Comdey-Stars, mit der er auf Zurufe von Wildfremden reagiert, um der Situation zu entkommen, aber gleichzeitig sein Image zu pflegen und die absolute Sprachlosigkeit, als er ungeschützt den Neurosen seiner beiden Entführer ausgesetzt ist – diese Gefühle überträgt der Film zu hundert Prozent auf den Zuschauer. Eine wirklich sehr interessante Erfahrung, sich gleichzeitig mit dem Selbstschutz-Zynismus des Showmasters identifizieren zu müssen und den Wahnsinn seines Stalkers auch "irgendwie" verstehen zu können.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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