»Der Terror ist da!!!«

Falscher Bekenner (D 2005, Christoph Hochhäusler)

Ein arbeitsloser und lethargischer Jugendlicher schreibt anonyme  Bekennerbriefe für Unfälle, mit denen er gar nichts zu tun hat. Presse  und Polizei glauben den Briefen. „Falscher Bekenner“ lässt seinen  Zuschauer über viele Aspekte der „Realität“ seiner Erzählung im Unklaren. In Flashbacks, die immer  wieder in den Film eingestreut sind und wie Erinnerungsbilder  inszeniert werden, wird nahe gelegt, dass der jugendliche Protagonist  einiges  zu verbergen hat. Im Gegenzug entwickelt der Film aber genau das  gegenteilige Profil dieser Figur: verschlossen,  ängstlich, realitätsfremd. So schätzen ihn nicht nur seine Mitmenschen ein, sondern auch der Zuschauer des Films ein. Die „Bekenner“-Problematik wird zum Vehikel für das intensive Psychogramm  eines Heranwachsenden, der keine Perspektive sieht und dem es bei  seinen  Lebensumständen nicht möglich ist, direkte Erfahrungen zu sammeln.

Diese Problematik überträgt der Film auf seine  Rezeptionssituation: Auch der Zuschauer ist sich durch die Indifferenz  von Real- und Erinnerungsbild nur selten darüber im Klaren, was „wirklich passiert“ ist. Hochhäusler spielt geschickt mit unserem filmästhetischen Vorwissen, um seine Verwirrung perfekt zu inszenieren.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Festival-Tagung-Messe, Filmtagebuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu »Der Terror ist da!!!«

  1. Pingback: »Ich bin das ästhetische Konzept. Aber ich habe keines.« – SimulationsRaum

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.