Falscher Bekenner (D 2005, Christoph Hochhäusler)
Ein arbeitsloser und lethargischer Jugendlicher schreibt anonyme Bekennerbriefe für Unfälle, mit denen er gar nichts zu tun hat. Presse und Polizei glauben den Briefen. „Falscher Bekenner“ lässt seinen Zuschauer über viele Aspekte der „Realität“ seiner Erzählung im Unklaren. In Flashbacks, die immer wieder in den Film eingestreut sind und wie Erinnerungsbilder inszeniert werden, wird nahe gelegt, dass der jugendliche Protagonist einiges zu verbergen hat. Im Gegenzug entwickelt der Film aber genau das gegenteilige Profil dieser Figur: verschlossen, ängstlich, realitätsfremd. So schätzen ihn nicht nur seine Mitmenschen ein, sondern auch der Zuschauer des Films ein. Die „Bekenner“-Problematik wird zum Vehikel für das intensive Psychogramm eines Heranwachsenden, der keine Perspektive sieht und dem es bei seinen Lebensumständen nicht möglich ist, direkte Erfahrungen zu sammeln.
Diese Problematik überträgt der Film auf seine Rezeptionssituation: Auch der Zuschauer ist sich durch die Indifferenz von Real- und Erinnerungsbild nur selten darüber im Klaren, was „wirklich passiert“ ist. Hochhäusler spielt geschickt mit unserem filmästhetischen Vorwissen, um seine Verwirrung perfekt zu inszenieren.
Pingback: »Ich bin das ästhetische Konzept. Aber ich habe keines.« – SimulationsRaum