The Girl from Monday (USA 2005, Hal Hartley)
Hartleys Film beschreibt die Utopie eines Staates, in dem sich der Wert
eines Menschen aus Anzahl und Art seiner sexuellen Kontakte ergibt.
Dieses Leitsystem der Gesellschaft wird von konterrevolutionären
Kräften unterwandert, die Sexualität aus Liebe oder reiner Lust
praktizieren und daher verfolgt, bestraft und ins Exil verbannt werden.
Hartleys Film zeichnet sich besonders durch eine Subersion des
Optischen aus: Eine Ästhetik der zerstörten Bildes (wie durch eine
Webcam aufgenommen) steht einer durchdachten und hochartifiziellen
Dialog- und Soundtrack-Spur gegenüber. „The Girl from Monday“
verdoppelt daher seinen Primat des Hörens gegenüber dem Sehen in
Erzählung wie Gestaltung. Gerade der Einsatz sehr attraktiver
Darstellerinnen macht dem Zuschauer bewusst, wie anfällig er selbst für
zur Ware gewordene Körper geworden ist – eine Haltung die der Film
beständig konterkariert. Mit Anspielungen an mythische Figuren (Homers
Odysse), gegenwärtige Trends des Kapitalismus und Motive filmischer
Sexualitätsdystopien verleiht Hartley seiner Gesellschaftkritik im
Verbund mit jener Marginalisierung des Blicks dekonstruktivistische
Stoßkraft.