The Ladykillers

16.06.04: The Ladykillers (PV)

Aus Neu mach Alt

Viel
Neues wirft The Ladykillers nicht in die Waagschale. Aber viel Altes.
Denn, wenn bei Remakes eines sauer aufstößt, dann ist es der
krampfhafte Versuch, den Stoff im Ganzen ganz neu erfinden zu wollen.
Das hat Tim Burton mit Planet of the Apes vorgeführt.

In The
Ladykillers geht es demgegenüber mehr um die Neuperspektivierung
einzelner Motive. Aber der Film will und kann noch mehr: Er inszeniert
auch seine Replik an die Filmgeschichte. Er lässt seine 30er-Jahre
Südstaaten-Romantik, die standhaft-moralischen Ansichten der alten Lady
und nicht zuletzt, den in der Schauerromantik hängengebliebenen,
schrulligen Professor auf die Realität des 21. Jahrhunderts prallen.
All die gottesfürchtige Gospel-Musik, die rezitierten Poe-Gedichte und
selbst die moralischen Skrupel vor dem kaltblütigen Mord wirken wie
Anachronismen gegenüber der allgegenwärtigen zynischen Hip-Hop-Kultur,
der sexistischen Sprache – ja, und gegenüber dem Sarkasmus, der genau
aus dieser Differenz entsteht.

Denn so sehr sich der Professor
auch bemühen mag, sein Verbrechern perfekt zu planen und auszuführen
(sogar literarische Einfälle aus Poes The Black Cat will er verwenden):
Die (Film-)Epoche, in der solch eine Handlung glückt, ist vorbei. Was
die Coens aber schon immer ausgezeichnet hat, ist ihr
ironsich-verklärter Umgang mit der Nostalgie. Daher gibt es auch hier
ein Happy End – quasi als Versöhnung von Original und Remake.

Dass
das funktioniert, garantieren vor allem die grandiosen Schauspieler –
besonders Tom Hanks. Auch seine Rolle lebt vor allem von
reflektierender Rückbesinnung. Ohne seine Karriere im „ernsten Fach“
aus den Augen zu verlieren, knüpft er an seine frühen komödiantischen
Filme an. Das Kreuzen dieser beiden Karriere-Stränge ist es, aus dem
der Coen-Film reichlich komisches Potenzial zu schöpfen weiß.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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