Abstract

Gestern war ich auf Kurzbesuch in Bonn, wo mir mein Büro (an dem sich erfreulicherweise sogar schon ein Schild mit meinem Namen befand) und das komplette Institut gezeigt und mir mein Schlüssel überreicht wurde. Am 1.10 beginnt dort dann also mein BASIC-Projekt.

Hier ist das Abstract für das Forschungsprojekt, das ich ab 1.10. in Bonn starte:

(Scroll down for the English version.)

Computerphilologie: Technische Lektüren der BASIC-Programmierkultur

Zusammenfassung

Der Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code (BASIC) galt für mehr als zwei Jahr­zehnte als die ›lingua franca‹ der Programmiersprachen. BASIC hat seit seiner Er­findung 1964 nicht nur die Computerprogrammierung für neue Bildungsschichten (vor allem nicht-technischer Pro­venienz) geöffnet, sondern auch wesentlich zur Entstehung und Entwicklung der Personal-Computer-Ära ab Mitte der 1970er-Jahre beigetragen. Insbesondere im Zeit­raum zwischen 1974 (Veröffentlichung des ersten BA­SIC-Dialekts für Mikrocomputer) und 1991 (der Veröffentlichung des ersten strukturierten BASIC-Dialekts) hat die Programmier­sprache durch ihre starke Bezogenheit auf dedizierte Homecomputer-Plattformen und die daraus entstehenden Vielzahl von Dialekten unterschiedlichste internationale Programmier­kulturen ge­prägt. Untersuchun­gen, die diese Beziehung zwischen den verschiedenen Platt­formen, ihren BASIC-Dialekten und den daraus er­wachsenden Kulturen (sowie ihren Pro­gramm-Outputs) in ihrer Interde­pendenz ana­lysieren, existieren jedoch bislang nicht.

Das geplante Projekt soll diese Forschungslücke schließen und eine plurimethodische Ana­lyse der Programmiersprache BASIC, der auf ihr basierenden internationalen Programmier­kulturen sowie der se­miprofessionellen und hobbyistischen Nutzungen von BASIC exempla­risch beschreiben.

Primäre Forschungsziele des Projektes sind: die Darstellung der Wechselwirkung zwischen Computerplattform, BASIC-Dialekt, Verwendungsweisen und Programmiertechniken; die theoretische Erschließung neuer Quellen für die Computerkultur-Forschung und die Weite­rentwicklung der Theorie und Methode der Computerphilologie. Hierzu wird eine Soziolin­guistik und Taxonomie der BASIC-Dialekte und ihrer regionalen Proliferation sowie eine Prag­matik und Stilistik der Verwendungsweisen dieser Dialekte am Beispiel der Computer­spielprogrammierung entwickelt.

Solche, in BASIC pro­grammierte Computerspiele, die als Sourceco­des in Büchern, Zeit­schriften, Newslettern und ande­ren analogen und digitalen Medien publi­ziert wurden, sollen dafür ex­emplarisch analysiert werden, weil diese Softwaregattung tech­niknah an den Platt­formen programmiert wurde und das quantitativ herausstechendste BA­SIC-Software-Genre darstellt. Das Archiv dieser Softwaregattung (und der Textsorte »Programmlisting«) ist wis­senschaftlich noch weitgehend unerschlossen und fordert für seine Analyse eine spezifische Methodik: Computerphilologie.

Die im Folgenden als Computerphilologie beschriebene Theorie mit ihrem plurimethodischen Ansatz soll für diese Softwaredialektforschung fruchtbar gemacht und damit einen originellen Beitrag zu einer Medienwissenschaft des Computing und der Programmierung erbringen. Der Antragsteller greift hierzu auf seine vorherigen Forschungstätigkeiten in der Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaft sowie der Informatik zurück.

Englich version:

Computer Philology: Technical Lectures of the BASIC Programming Culture

The Beginner’s All-purpose Symbolic Instruction Code (BASIC) was considered the ‘lingua franca’ of programming languages for more than two decades. Since its invention in 1964, BASIC did not only open computer programming for new educated classes, but it also triggered the emergence and development of the personal computer era in the mid-1970s. Especially from 1974 (when the first BASIC dialects for microcomputers were published) to 1991 (when the first structured BASIC dialects emerged), the programming language shaped a great variety of international programming cultures that were dedicated to specific homecomputer platforms and their hardware-dedicated BASIC dialects. Studies that examine the correlation and inter-dependency of those different platforms, their BASIC dialects and the cultures (and their programming output) that emerge from both do not exist thus far.

The planned project will close this research gap and describe a pluri-methodic analysis of the programming language BASIC, the international programming cultures that base on it, and their semi-professional and hobbyistic usage of BASIC.

The primary research objectives are: a description of the interdependency of computer platforms, BASIC dialects, usage and programming techniques; the theoretical development of new sources for computer culture analysis and the further development of the theory and method of computer philology. For this, a sociolinguistic analysis and taxonomy of BASIC dialects and their regional proliferation as well as the pragmatics and stylistics of their usage will be developed using the example of computer game programming.

Those games, programmed in BASIC, were published as source codes in books, magazines, newsletters and other analog and digital media. A selection of those codes will be examined because this software genre has been developed very hardware-orientated and is quantitatively the most outstanding BASIC software genre. This genre’s archive (as well as the archive of the text type “program listing”) is nearly unexploited by scientific and scholarly research. This analysis requires a specific method: computer philology.

Computer philology – as the proposal describes it – is a pluri-methodic approach to complement the existing research of software dialects. It is also a novel contribution to the media studies of computing and computer programming. With it, the applicant takes recourse to his former research activities in the fields of literature, culture, and media studies as well as computer science.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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