Mein nächster Schritt in den Untergrund von Computerarchäologie und -geologie: Gerade bekomme ich eine Zusage des VDI-Arbeitskreises „Technikgeschichte“ für einen Vortrag zur Tagung „Objektgeschichte(n) – Stand und Perspektiven“ (11.-12. Februar 2016, im Deutschen Bergbau-Museum Bochum), deren Titel ich in meinem Abstract (siehe unten) produktiv als „Objekt(Ge)Schichten“ missverstanden habe. Ich werden dort über „Medien- und Computerarchäologie als Methoden operativer Geschichtsschreibung und -kritik“ sprechen.
Medientechniken in Museen, Sammlungen und Ausstellungen sind aus konservatorischen Gründen oft in einem nicht-operativen Zustand. In Glasvitrinen oder hinter Absperrungen erlauben Sie dem Betrachter lediglich den Blick auf ihre Oberflächen, selten auch Einblicke in ihr Inneres, verweisen aber allein in Ausstellungstexten und -katalogen auf ihre Funktionen und Einsatzmöglichkeiten. Insofern Medien aber erst im operativen Zustand zu Medien werden (deren Medialität im Speichern, Übertragen und Prozessieren von Signalen besteht), muss man angesichts solcher Musealisierungen eigentlich von „Hardware“-Ausstellungen sprechen. Denn nur als Hardware sind Medien „historisch“; in Operation gesetzt sind sie radikal gegenwärtig. Die Medien- und Computerarchäologie, die auf den Überlegungen Michel Foucaults zur Archäologie historischer Diskurse basiert, versucht aus dieser Perspektive eine Alternative zur Historisierung medientechnischer Objekte im Sinne „operativer Ausstellbarkeit“ vorzuschlagen. Hierzu haben sich Konzepte wie der „Medienarchäologische Fundus“ und die Computersammlung im „Signallabor“ des Fachgebietes Medienwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin etabliert, in denen die Operativität historischer Medien in den Fokus der Betrachtung rückt und dazu auffordert die Technik- und Wissensgeschichte der Medien mit Hilfe der Artefakte selbst zu kontrastieren. In meinem Vortrag möchte ich zum einen das Problem der Historiografie technischer Medien (ausgehend von einer als Abteilung der Wirtschaftsgeschichtsschreibung verstandenen Technikgeschichte über die Geschichtskritik Hayden Whites und Michel Foucaults bis hin zu den medienarchäologischen Methoden Wolfgang Ernsts) vorstellen und am Beispiel der frühen Mikrocomputer (der 1970er- und -80er-Jahre) die Methodologie der Computerarchäologie vorstellen. Ihr Ziel ist es, eine alternative Form von „Hands-on“-Computermuseen und -ausstellungen anzuregen, bei der zugleich konservatorische, archivarische, didaktische und historische Fragen an operativen Computern ermöglicht werden.