Wife Disposal Devices

Doctor Goldfoot an the Bikini Machine (USA 1965, Norman Taurog) (DVD)

"Whenever he needs / a girl on the scene, / he pushes a button / and just like nothing / a girl will appear. / I mean it my dear. / The cutest girl / in the whole wide world / and she behaves / just like a slave.“

Dass es sich beim titelgebenden Dr. Goldfoot, gespielt von Vincent Price, um einen „Mad Scientist“ handelt, davon macht der Film schon an seinem Beginn kein Geheimnis. Im Titelsong (dessen bemerkenswerteste Verse ich oben zitiert habe), wird bereits die zumindest geistige Verwandtschaft zu Frankenstein angesprochen und Goldfoots Gehilfe Igor heißt nicht nur zufällig genauso wie der Diener des Barons, sondern ist eine wiederbelebte Leiche. Er hilft Goldfoot dabei, seine finsteren Pläne zu verwirklichen und steht ihm mit allerlei diabolischen Erfindungen (wie einen Koffer, aus dem ein Boxhandschuh-Hand schnellt) zur Seite.

Was sind Dr. Goldfoots Pläne? Nun, das Endziel seiner Bemühungen bleibt unklar, doch es geht ihm zunächst einmal darum, viel Geld zu bekommen. Dieses zieht er reichen, erotisierbaren Männern ab, auf die er seine „Girls“ ansetzt. Sie sollen die Männer heiraten (oder zunächst einmal zu Witwern machen), ihnen unvorteilhafte Eheverträge unterschieben und sie so um ihr Hab und Gut erleichtern. Der Film erzählt vom ersten Versuch dieser Art: Bikini-Girl „Number 11“ wird auf den unverheirateten Jung-Milliardär Todd Armstrong angesetzt. Zunächst verfehlt sie ihr Ziel und macht sich an den angehenden Geheimagenten Graig Gamble heran. Der verliebt sich sogleich in das Mädchen, das allerdings von Goldfoot, der jeden ihrer Schritte optisch und akustisch von seiner Zentrale aus überwacht, zurückgepfiffen wird. Graig folgt ihr und findet sie erst in Todds Armen wieder und dann heraus, was „hinter“ ihrer Mannstollheit steckt – nämlich Goldfoots Geldtollheit. Zusammen erstürmen Gamble und Armstrong die als Beerdigungsinstitut getarnte Zentrale Goldfoots und erreichen schließlich, dass er seine Pläne nicht mehr verwirklichen kann.

Weibliche Dronen auf Männerfang

Es mag vielleicht am Hauptdarsteller Vincent Price gelegen haben, dass „Dr. Goldfoot and the Bikini Machine“ kein richtiger Sex-Film mit nackten Frauen geworden ist, sondern lediglich eine Bikini-Modenschau. Das (wie auch die Unentschiedenheit der Erzählung, ob sie nun Goldfinger- oder AIP-Gothic-Persiflage sein möchte) interessiert hier natürlich weniger als die Beschaffenheit der „Girls“. Sie sind allesamt Roboterfrauen, die nur ein Ziel kennen: heiraten. „Number 11“, die ihr Ziel zwei mal verfehlt, führt auch gleich vor, was mit „heiratsunfähigen Frauen“ geschieht: Zuerst wird sie auf einen elektrischen Stuhl gespannt, danach von Goldfoot zum Bodenwischen verdonnert – ein bulliger Aufpasser mit elektrischen Viehtreiber steht hinter ihr und achtet darauf, dass sie das gut macht: „Remeber: The Eyes of Goldfoot are upon you!“

Strafmaßnahmen für Jungfern

Die Idee McDonalds aus „My Living Doll“ mag sich hier vielleicht teilweise verwirklicht haben: Die Gynoide als die perfekte Frau; sie gerät allerdings auch gleich wieder zu einem Zerrbild, wenn es diese perfekte Frau beim sexuellen Locken belässt und sich, nachdem sie ihr Ziel (das Geld) erreicht hat, unnahbar gibt. Hinter diesen recht offensichtlichen Geschlechterkampf-Szenarien schlummern allerdings ebenso Vorstellungen, die der Film in einigen wenigen Augenblicken zur Dekonstruktion frei gibt. Dass etwa der erste Auftritt eines der als Mann verkleideten Bikini-Girls dabei zeigt, wie sie ein Glas Kuhmilch trinkt und – weil sie zuvor von Pistolenkugeln, die ihrer Funktion nichts anhaben konnten, durchsiebt wurde – sogleich aus einem guten Dutzend Löchern im Körper die Milch wieder von sich gibt. Die Roboter-Frau ist also vielleicht nicht nur ein Instrument (offensichtlicher) männlicher Machtausübung, sondern auch ein (latentes) Drohbild von Übermenschlichkeit, die in all ihrer Omnipotenz zur Gefahr für Männer und Frauen wird.

Übermensch: als Mann verkleidete sexy Milchbar

Fehlproduktion: zu viel Mann, zu wenig Weib

Andere „Hybride“ hingegen, die eines dieser Merkmale zu stark in den Vordergrund stellen, wie ein aus dem als „Bikini Machine“ bezeichneten Computer ausgespucktes Mann-Weib, das Igor verprügelt, werden von Goldfoot sofort ausgemerzt; Übermenschlichkeit ist nur durch Multifunktionalität zu erreichen – und das nicht allein in physiologischer Hinsicht. So ist Goldfoot etwa stolz darauf, dass sie am Computer angeschlossen Wissen und Praktiken in Minuten erwerben, das lebendigen Frauen für immer verschlossen bleibt (dazu gehört natürlich auch die Verführungskunst des erotischen Tanzens). Da können „normale“ Ehefrauen „einpacken“, wobei ihnen ein elektrifizierter Lippenstift („Wife Disposal Device“), den die Bikini-Girls ihren menschlichen Nebenbuhlerinnen unterjubeln sollen, behilflich ist.

Theoretisch lernen, wie man praktisch tanzt

Obwohl das erste Bild des Films (mit „The Day After Tomorrow“) deutlich von einem utopischen Stoff spricht, werden wir als Zuschauer mehrfach so adressiert, dass uns das Gefühl eines „Hier und Jetzt“ vermittelt wird. Dahinter zeigt sich vielleicht auch die latente Drohung, dass die Roboter Mitte der 1960er-Jahre bereits „übermorgen“ vor unserer Haustür (und nicht mehr allein in den Montage-Hallen) stehen könnten. Zahme Filmchen, wie „Dr. Goldfoot and the Bikini Machine“ führen sie mittels Erotik als für private Zwecke kompatibel vor. Goldfoot spricht mehrmals zu uns in die Kamera, wenn er seine Pläne erläutert und das Schlussbild zeigt eine verbliebene Roboter-Frau, die sich uns als neues Objekt der Begierde ausgesucht hat. Und auch sie blickt direkt zu uns (in die Kamera) und zeigt auf uns. Drei Jahre zuvor hatte ganz ähnlich „The Creation of the Humanoids“ geendet, in welchem der Wissenschaftler uns am Filmende als Roboter ansprach. Beide Filme enden bezeichnenderweise mit dem Schriftzug „End?“

Wir kriegen dich!

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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