Heiße Drähte – Medien im Kalten Krieg

Im Sommersemester 2011 biete ich am Institut Medienwissenschaft der Humboldt-Universität Berlin ein Seminar für Masterstudierende (Modul: Mediengeschichte) an. Hier die Ausschreibung:

Welchen Einfluss das Militär auf technische und insbesondere medientechnische Entwicklungen nimmt, ist vielfach diskutierter Gegenstand medien- und kulturwissenschaftlicher Forschung. Bei keinem militärischem Konflikt zuvor haben sich diese Entwicklungen jedoch qualitativ wie quantitativ derartig massiv auf solche Entwicklungen ausgewirkt und in ihre Inhalte eingeschrieben, wie beim so genannten „Kalten Krieg“ zwischen 1945 und 1989. Von der Entwicklung des Digitalcomputers bis zur Satellitentechnologie; von der Vernetzung und Dezentralisierung von Kommunikationsinfrastrukturen bis hin zur enormen Beschleunigung medialer Übertragungstechniken zur Verkürzung von „Reaktionszeiten“ reichen diese Einflüsse. Die zyklisch anschwellende atomare Bedrohungssituation hat sich dabei aber nicht nur auf die technischen Dispositive elektronischer Massenmedien ausgewirkt; sie spiegelte sich auch in deren Inhalten: Dokumentationen zur „Civil Defense“ und Atombombentests, Videospiele zur „Raketenabwehr“ und strategischen Kriegsführung, Spielfilme über die postatomare Apokalypse usw. sind aus den Diskursen hervor- und in diese eingegangen.

Im Seminar sollen die Etappen der politischen Entwicklungen, die spezifischen Waffentechnologien und militärischen Strategien mit den daraus hervorgehenden Medientechnologien enggeführt werden. Zusammenhänge wie beispielsweise die zwischen der Entwicklung einer spezifischen Programmiersprache („Ada“) und Hardwarekomponenten durch das Auftauchen von Wasserstoffbombe und der Atomrakete sowie deren Spiegelung in Dokumentar- und Spielfilmen zum Zwecke der Beruhigung oder Warnung sollen dabei erörtert werden. Das vierstündige Seminar besteht dabei aus einem Materialteil (in welchem insbesondere Filme, Videospiele, Broschüren etc. zum Thema vorgestellt werden) und einem daran anschließenden und darauf aufbauenden Diskussionsteil. Geplant sind darüber hinaus Exkursionen zu themenrelevanten externen Veranstaltungen und Einrichtungen (Atombunker), in denen die zeitgenössischen kommunikationstechnologischen Entwicklung noch besichtigt werden können.

Zeit: Dienstags, 10:00-14:00 Uhr (ct. mit kurzer Pause)
Ort: Sophienstraße 22a, Erdgeschoss, Seminarraum 013

Leistungsnachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat und Hausarbeit
Teilnahmenachweis: regelmäßige Teilnahme, Referat

Studierende anderer Fachrichtungen sind herzlich zur Teilnahme eingeladen.

Als Diskussionsgrundlage wird ein Reader mit Texten vor Beginn des Seminars bereitgestellt. Teilnehmer werden gebeten noch vor Semesterbeginn per E-Mail mit dem Seminarleiter Kontakt aufzunehmen.

Literatur (Auswahl):

  • Holger Iburg: Abschreckung und Software. Computertechnologie als Instrument der amerikanischen Sicherheitspolitik. Frankfurt/Main, New York: Campus 1991.
  • Claus Eurich: Tödliche Signale: Die kriegerische Geschichte der Informationstechnik von der Antike bis zum Jahr 2000. Frankfurt/Main: Luchterhand 1991.
  • Frank Barnaby: The Automated Battlefield. New York: Free Press 1986.
  • Spiegel Special Geschichte: der Kalte Krieg. Wie die Welt das Wettrüsten überlebte. Nr. 3/2008.
  • Spektrum der Wissenschaft: Rüstung und Sicherheit. Die Wechselwirkung von Militärtechnik, Rüstung und Politik. Heidelberg: Spektrum 1985.
  • Paul N. Edwards: The Closed World. Computers and the Politics of Discourse in Cold War America (Inside Technology). Harvard: MIT Press 1996.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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2 Antworten zu Heiße Drähte – Medien im Kalten Krieg

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