Automatic Billion Bubble Machine

Robot Monster (USA 1953, Phil Tucker) (DVD)

Ro-Man ergreift die Macht (und in der 3D-Fassung den Zuschauer)

Der Abschluss der Reihe ist wirklich das Sahnehäubchen: „Robot Monster“ von 1953 erzählt in etwas mehr als 60 Minuten die Geschichte einer Invasion der Ro-Man* auf der Erde, die diese besiedeln wollen, zuvor aber alle Menschen (Hu-Man) vernichten müssen. Das gelingt ihnen auch mit wenigen Ausnahmen, denn ein Professor hat ein Allheilmittel entdeckt, das auch gegen die Todesstrahlen der Ro-Man hilft, und damit seine Familie und seinen engeren Freundeskreis geimpft. Außerdem hat er sich in einem elektrisch abgeschirmten „Gebäude“ verschanzt (eigentlich ein nach oben offenes Erdloch), in das die Spähaugen von Ro-Man nicht hineinschauen können. Wie es der Zufall will, kommt es aber dennoch zum clash of the cultures, denn das junge Paar, das sich beim Löten eines Transmitters nähergekommen war und sich danach vom Hausherrn verheiraten lassen hat, unternimmt seine kleine Hochzeitsreise ausgerechnet ins Ro-Man-Gebiet. Zuerst wird das allzu neugierige, dem Paar nachlaufende Mädchen Carla vom Ro-Man erwürgt, danach das selbst Paar angegriffen. Der Mann wird niedergeschlagen, die Frau verschleppt. Und wer hätte das gedacht: Ro-Man verliebt sich in sie, überwindet seine Schaltkreise, rebelliert gegen den Befehl seines Vorgesetzten „The Great One“ und damit beginnt das große Scheitern der Invasion.

Roman und der Seifenblasenrechner

Ich will gar nicht erst versuchen, dieses ca. 60-minütige Kuriosum zu verteidigen, aber die Idee mit der Ohnmachtsfantasie in der Rahmenhandlung ist schon clever. Denn sie ermöglicht dem Film zweierlei: Zum einen muss man gar nicht erst versuchen, die wirren Bilder von kämpfenden Dinosauriern, Riesen-Gorillas mit Roboter-Köpfen, schlecht gesicherten elektrischen Unterschlüpfen, absurden Handlungen (Hochzeitsreise ins Unterholz), Gewalt-Fantasien gegen kleine Mädchen, Heilmittel gegen jede Krankheit und nicht zu vergessen, „Individual Energizer“-Maschinen, die Blubberblasen absondern (die dazu notwendige Maschine wurde von der Firma „N. A. Fisher Chemical Products“ zur Verfügung gestellt, informieren die Titel), kurzum: all die Traumfantasien eines kleinen Jungen zu verstehen. Zum anderen wird das überaus günstige Konzept (das betrifft sowohl das Skript als auch die Inszenierung und Ausstattung) auf diese Weise einfach als Traum-Ausgeburt eines 8-jährigen entschuldigt. Warum der kleine das träumt, wird durch einen Unfall erklärt, bei dem der Kleine auf den Kopf gefallen ist. Den wahren Grund liefert jedoch der Vorspann: Ein riesiger Haufen Comic-Hefte (darunter auch eine Ausgabe „Robot Monster“) haben den Charakter des Kindes verdorben. Alpträume sind da sozusagen „vorprogrammiert“.

Comic Invasion

* Mit Robotern hat der Film augenscheinlich wenig zu tun: Die Ro-Man (ich verwende hier den falschen Plural, um auf die abermalige „Invasion of one Robot“ hinzuweisen, die schon in „Target Earth“ stattgefunden hatte) scheinen eigentlich Gorillas mit Blechhelm zu sein. Sie reden allerdings die ganze Zeit „technisch“: „Calculate your chances: negative, negative, negative“, rechnet Ro-Man den Menschen ihre Überlebenswahrscheinlichkeit vor und die lassen sich auf den Jargon auch ein: „If Ro-Man want’s us he should calculate us.“ (dekompiliert bedeutet das: Soll er doch kommen, wenn er meint uns finden zu können.) Daneben gibt es dann noch den ominösen „Individual Energizer“, der Ro-Man mit seiner von der entführten Frau nicht wenig bewunderten Körperkraft versorgt. Dieser wird am Ende zum Ziel der hu-manen Gegenwehr: Die Menschen locken Ro-Man aus seiner Höhle (woraus er während des Films gefühlte 100 mal hervor kommt) und zerstören das Gerät, was zum Schwächeanfall des Roboters führt.

Zwei, die das Schicksal zusammengelötet hat.

„Robot Monster“ integriert einige Standard-Motive, wie die Ein-(Ro)-Man-Invasion: Es wird immer nur einer der Invasoren, die angeblich bereits die ganze Menschheit ausradiert haben, gezeigt. (Oder soll er bloß deren Vorhut sein?) Einen anderen bekommt man (im Schuss-Gegenschuss-Verfahren) auf einem Bildschirm zu sehen: Ro-Man bildschirmtelefoniert ständig mit dem Leiter der Invasion „The Great One“, welcher ihn anspornt, erbarmungslos gegen die letzten lebenden Menschen vorzugehen und sie zur Not eigenhändig zu erwürgen. Dann gibt es wieder einmal Archiv-Material von der V2-Rakete zu sehen. Und schließlich ist das erbarmungslose Eingreifen der Invasoren nur darauf zurückzuführen, dass die Menschen in Besitz der Atombombe sind und das Siedlungsgebiet der Ro-Man damit in Gefahr gerät, verstrahlt zu werden.

»I'm build to have no emotions.«

Zuguterletzt soll der Soundtrack Elmer Bernsteins nicht unerwähnt bleiben (wenn auch das bedrohliche Leitmotiv ein paar mal – so etwa 100 mal, also immer wenn Ro-Man aus der Höhle kommt – zu oft gespielt wird. Und dass „Robot Monster“ als 3D-Film gedreht wurde. Letzteres wird durch einige Ro-Man-Griffe und -Gänge (z. B. aus der Höhle heraus) in Richtung Kamera deutlich. Besonders aufdringlich: Im open end des Films kommt Ro-Man gleich drei mal hintereinander aus der Dunkelheit seiner Höhle in Richtung Kamera gelaufen.

Ro-Man in Love: »Suppose I were Hu-Man: Would you treat me like a man?«

Ab September geht es dann mit Roboter-SF aus den 1960ern weiter …

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
Dieser Beitrag wurde unter Filmtagebuch, Roboter/Android/Cyborg abgelegt und mit , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Automatic Billion Bubble Machine

  1. Pingback: »turn humans into veritable screwing machines« | SimulationsRaum

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.