Lieben (D 2006, Rouven Blankenfeld) (DVD)
Das habe ich nicht erwartet: Ein deutscher Serienmörderfilm, der noch einmal eine ganz eigene Sprache entwickelt, sich nicht an Genre-Verbindlichkeiten hängt und vor allem nicht amerikanisch aussehen will. Der Titel „Lieben“ ist Programm: Der Serienmörder tötet Frauen aus dem Drogen-Milieu, er lockt sie zu sich nach Hause, erwürgt sie und behält sie dort, um ihre Leichen einige Tage lang sexuell zu missbrauchen. Dann zerteilt er die Körper in der Badewanne und entsorgt sie in der Kanalisation. Als er durch Zufall die Mutter einer seiner Opfer kennenlernt, scheint seine Geschichte eine dramatische Wende zu nehmen – tut sie aber nicht, denn die Frau wird ebenso in das Serien-Prinzip integriert.
Der Plot klingt nach einem Reißer – aber „Lieben“ ist genau das Gegenteil davon. Der Rhythmus ist tragend, die fokalisierte Figur ist der Täter, sein Leid, nicht trauern zu können und deshalb zu töten, wird unangenehm nachvollziehbar. Der Täter ist auch keine Bestie – er schreckt einige Male zurück, bevor es zum äußersten kommt, weil ihm Empathie entgegenschlägt, die er erwidert.
Trotzdem bleibt der Film wohl problematisch, gerade weil er das zentrale Thema, den Sex mit toten Frauenkörpern, nicht ausspart, sondern sogar schon fast pornografisch inszeniert. „Lieben“ ist damit ein cineastisches Wechselbad, für ein Erstlingswerk keine schlechte Strategie. Dass auf der DVD Jörg Buttgereit mit dem Regisseur sowohl im Audiokommentar als auch in einem Interview zum Thema fachsimpelt, ist naheliegend.