»Boy, machines are the servant of men.«

Westworld (USA 1973, Michael Crichton) (DVD)

„A desease of machinery“, so einer der Techniker im Delos-Labor, greife um sich. In der Zeit rückwärts: von der Western-Welt auf die Mittelalter-Welt auf die Römer-Welt. Erst fängt es ganz harmlos damit an, dass ein weiblicher Roboter „is refusing a guest seduction“, dann beißen Rotober-Schlagen zu – „a Central Mechanism Psychosis“ -, Schwarze Ritter machen ernst, römische Legionäre richten ein Blutbad an: „The machine’s gone crazy.“

So unverholen „speziezistisch“ wie „Westworld“ gibt sich kaum ein anderer Roboter-Film. Die Roboter, die dem Menschen bis auf einige Details ähneln, müssen sprachlich in die Hemisphäre des Humanen geholt werden, damit die Bedrohung durch sie fassbar wird – und damit man sie bekämpfen und töten kann. Denn „töten“ kann man Maschinen nicht, man kann sie nur zerstören. Es ist etwas anderes, ob der Schwarze Ritter-Roboter den dickbeleibten König-Gast mit dem Schwert ersticht (und sich dieser beinahe über das Aufhören seiner Körperfunktionen wundert) oder ob der Cowboy-Gast den Gunslinger-Roboter immer und immer wieder erschießt. Schon optisch: Das Eine ist eine Szene des Horrors, das andere – obwohl in Zeitlupe Blut spritzt – nur eine Zerstörungsorgie, die durch Wiederholung ins Komische kippt.

25-27

Also bleibt ein Konflikt zwischen Menschen und Maschinen immer ungleich, es gibt einen Rest, eine Differenz, die Angleich und Ausgleich verhindert – und die rhetorisch überwunden werden muss. Es ist die Rhetorik der Medizin, sind die Metaphern der Psychiatrie, die diesen Angleich schaffen und den Ausgleich ermöglichen. „Nur was wir verstehen können wir zerstören“, lautet das Credo der Helden aus „Westworld“. Und verstehen können die Menschen nur ihre eigenen Handlungen und Motive. Was sich ihrem Verständnis entzieht muss erst internalisiert und dann alteriert werden – als Wahnsinn, Psychose, Seuche.

In „Westworld“ wiederholt sich auf sarkastische Weise die Geschichte menschlicher Eroberungsfeldzüge – vom Römischen Reich über die Entdeckungsfahrten des 12. – 16. Jahrhunderts bis hin zum „Heading West“ der nordamerikanischen Kolonisation. Und die Delos-Besucher wiederholen mit den Robotern, was sie aus der Geschichte gelernt haben: sexuelle Ausbeutung, gewissenloser Mord, Angleichung des Fremden an die eigene Weltsicht. Und Vernichtung.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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