»unseen link between millions«

Sorry, wrong number (USA 1948, Anatole Litvak) (DVD)

16 mal wird in „Sorry, wrong number“ telefoniert und so gut wie jedes mal das Gespräch abgebrochen, bevor es beendet ist. Für die missbräuchliche Verwendung des Telefons im Film ist das wirklich ein Paradebeispiel, aber auch ein exzellenter Beleg für Wulffs Thesen zur Transition und Insertion von Telefonszenen in der Montage. Überdies zeigt die Verknappung des Handlungsraums in der Rahmenhandlung – eine kranke Frau telefoniert vom Bett aus und alles, was der Film zeigt, sind Visualisierungen der Gespräche, Flashbacks und eben Insertionen – welch ungeheure quasi-visuelle Potenz in einem „heißen“ („kalten“?) Medium wie dem Telefon steckt, sobald man es zu einem filmischen Motiv macht. Die Fähigkeit des Mediums Telefon als „unseen link between millions“, wie es im Prätext von „Sorry, wrong number“ heißt, wird über seine Visualisierung zu seinem Gegenteil: Wir sehen, was die Telefonierenden nicht sehen (suspense), die Möglichkeit, Millionen zu erreichen, mündet in das genaue Gegenteil (Vereinsamung) und der „link“ verliert seine sozial-konstruktive Kraft zugunsten der Etablierung eines (selbst)zerstörerischen Wissens: Was die Telefonierende durch Belauschen über das Telefon erfährt, beendet ihr Leben.

„Telephones are very funny things.“

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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