»a wake-up call from the Nintendo Generation«

Hackers (USA 1995, Ian Softley) (DVD)
Hackers 2
(Takedown, USA 2000, Joe Chapelle) (DVD)

Für den nächsten „Computer im Film“-Artikel für telepolis, in welchem es dieses Mal um Menschen im Computer gehen wird, habe ich den Schluss des Beitrags mal an den Anfang der Recherchen gesetzt. Die beiden Hackers-Filme gehören zunächst einmal überhaupt nicht zusammen. Sie haben zwar dasselbe Thema und – darauf komme ich noch – eine erstaunlich ähnliche Geschichte, doch sind es zwei ganz unterschiedliche Produktionen, von denen sich die zweite weder explizit noch implizit als Nachfolger der ersten gibt.

„Hackers“ erzählt die Geschichte des jugendlichen Computerkriminellen Dade, der als Kind unter dem Nick „Zero Cool“ wegen Einbruchs in fremde Netzwerke zu einem „Computerverbot bis zum 18. Geburtstag“ verurteilt wird. Der Hauptplot setzt ein, als der Junge die Strafe „abgesessen“ hat. Er ist immer noch Hacker, nun unter dem Pseudonym „Crash Override“, und zieht mit seiner ihn alleinerziehenden Mutter nach New York. Dort bekommt er Zugang zu einer Peergroup, die sich mit Computern beschäftigt und zu der auch die Hackerin „Acid Burn“ (Angelina Jolie) gehört. Die Hackergruppe wird von einem Staatsanwalt verfolgt, der in der Computerjugend die Terroristen des 21. Jahrhunderts sieht. Als Dade in das Firmennetzwerk einer Ölförder-Gesellschaft einbricht und dort ein Verzeichnis mit Dateien aus dem Trash auf seine Festplatte kopiert, entdeckt er, dass sich darin ein Computervirus befindet, mit dem eine Sabotage mit verheerenden Konsequenzen durchgeführt werden soll. Der Sicherheitsbeauftragte der Firma, der Hacker „The Plague“, ist der Autor des Virus und wird damit zum mächtigen Feind der Gruppe. Überdies schaltet sich nun auch der Secret Service und das FBI in den Fall ein, weil es „The Plague“ gelingt, die jugendlichen Hacker mit dem Sabotage-Virus in Verbindung zu bringen.

Das, was sich „Hackers“ unter Hacking vorstellt, dürfte ziemlich konform mit den damaligen Vorstellungen der Öffentlichkeit über diese Verbrechensart sein: eine in sich abgeschlossene Community von Freaks, die keiner anderen Ethik als ihrer eigenen folgt, die im ständigen Wettkampf miteinander steht und jeden Computer und jedes Betriebssystem in- und auswendig kennt. Diese Annahme koreliert mit der Darstellung von Computern und Netzwerken. Ständig sehen wir leuchtende und blinkende Serverschränke, glühende Leiterbahnen und animierte Flüge durch irgendwelche Kabel und Computergehäuse. Der Tenor ist klar: Computer sind überall und immer präsent und wer sie beherrscht, herrscht über alle verfügbaren Informationen. Den jugendlichen Hackern ein sozialkompatibles Ethos zu unterstellen gelingt erst, als der kriminalistische Diskurs die rein virtuellen Sphären verlässt und sich dem Terrorismus in Form einer angedrohten Tanker-Havarie zuwendet. Es braucht also eine „Schnittstelle“, um aus dem Computer in die „Realität“ auszubrechen.

„Trackdown“ erzählt beinahe dieselbe Geschichte: Wieder geht es um einen Hacker, der – weil er es kann – in fremde Netzwerke eindringt und sich auf Kosten Dritter bereichert. Auch er entdeckt im gestohlenen Code einer Telefongesellschaft ein Programm, das gewaltige Schäden anrichten kann – ebenfalls vom dortigen Sicherheitsbeauftragten programmiert. Und wieder beginnt eine Jagd, bei der der Hacker von der Staatsmacht und von seinem Kontrahenten verfolgt wird.

Regisseur Joe Chapelle erspart seinen Zuschauern jedoch die Visualisierung der „virtuellen Verbrechen“. Fünf Jahre nach „Hackers“ ist man eben bereits „im Bilde“ darüber, wie das Internet funktioniert. Daher werden die technischen Details des Films (FTP-Server, Verschlüsselungssoftware, sendmail-Protokoll, …) auch gar nicht mehr erklärt, sondern wie selbstverständlich genutzt. Das „Eindringen“ ins System ist nunmehr nur noch ein intellektuelles – bei „Hackers“ hatte man als Zuschauer mehr als einmal den Eindruck, der Geist des Hackers wandere selbst durch die Netzwerke. Vielleicht ist diese Selbstverständlichkeit, mit der „Trackdown“ das „Leben in der Computerwelt“ inszeniert auch darauf zurückzuführen, dass wir eben wirklich „in“ dieser Welt leben, dass unsere soziale Wirklichkeit bereits stark mit Metaphern der virtual reality angereichert ist …

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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2 Antworten zu »a wake-up call from the Nintendo Generation«

  1. Pingback: Neue Formen des Schreibens (?) über Film « Kein Blut, Rot!

  2. trizna sagt:

    cool……..

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