»Das ist der Blick der Unterdrückten!«

Mix Wix (D 1988, Herbert Achternbusch) (VHS)

Mix Wix ist Besitzer des gleichnamigen Kaufhauses in der Münchner Innenstadt. Er hat sich auf Socken und Badehosen spezialisiert, um den internationalen Bedarf an diesen Textilien zu decken. Nun will er eine Etage aufstocken und benötigt dazu die Zustimmung der Münchner Stadtverwaltung. Um seinem Anliegen Nachdruck zu verleihen, begibt sich Mix Wix auf das Dach seines Kaufhauses, hört auf zu sprechen und wartet dort auf die Entscheidung, während seine Mitarbeiter den Laden am Laufen halten. Nach und nach besuchen ihn dort seine verschmähte Ehefrau, seine Geschäftsführer „Geschäftschen“ und „Das Geschäft“, der Leiter der Mode-Abteilung, sein Bodyguard und seine „Rechte Hand“ (Alfred Edel!) Unterbrochen wird Die Erzählung auf dem Dach durch Erinnerungsfragmente, die das Leben Mix Wix‘ bis zu seinem Aufstieg aufs Dach zeigen. Zuletzt wird Achternbusch der Anbau verwährt und er entscheidet sich nach einem sozialistischen Plädoyer seiner Lieblingsmitarbeiterin, das Kaufhaus seinen Angestellten zu überschreiben. Die inszenieren in der Schlussszene eine kleine Choreografie für ihn auf dem Kaufhausdach.

Die achronologische Erzählweise schafft beinahe so etwas wie Plastizität in den Figuren, über die man immer mehr erfährt. Natürlich ist es Achternbusch auch hier keinen Deut um das Erzählen eines Plots gelegen. „Mix Wix“ ist genauso brüchstückhaft, wie die übrigen Filme. Vielmehr nutzt Achternbusch die Gelegenheit von Setting und Figuren, um den Kulturbetrieb der Stadt München und des Landes Bayern zu kritisieren: „Wie kann man nur so von der eigenen Dummheit beseelt sein wie das bayrische Volk?“. Zudem sind in „Mix Wix“ auch Auseinandersetzungen mit der Umweltverschmutzung zu finden. Highlights des Films ist das Ballspiel zwischen Alfred Edel, dem Schwarzen (in der Montur des späteren Hick) und der Gespielin Mix Wix‘ sowie die skurrile Sex-Szene zwischen Achternbusch und Annamirl Bierbichler, die man zu hören, nicht aber zu sehen bekommt und die auf den Schornsteinen eines Hausdaches endet. Und natürlich jene Traumsequenz, in der Alois Hitzenbichler mit nichts anderem als einer Vogelfeder zwischen den Arschbacken bekleidet ist.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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