The Art of negative Thinking (Kunsten å tenke negativt, Nor 2006, Bård Breien)
Nach einem Unfall sitzt Geirr im Rollstuhl und ist impotent. Weniger deshalb als daran, dass er immer mürrischer und aggressiver wird und sich mehr und mehr in sich zurückzieht, droht seine Beziehung zu Ingvild zu zerbrechen. Deshalb beschließt sie eine Selbsthilfegruppe um die Sozialarbeiterin Tori zu sich nach Hause einzuladen, die Geirr zeigen soll, dass es trotz seines Zustandes möglich ist, positiv zu denken. Die Sache entwickelt sich aber genau anders herum: Die Behinderten grenzen die Gesunden mit deren Problem (das sie mit den Behinderten haben) zusehends aus und üben sich anstatt dessen in Destruktivismus. Dass genau daraus eine Weltverachtung entsteht, die an Lebensfreude grenzen kann, lehrt der Film auf äußerst amüsante Weise. Den Großteil der Wirkung tragen natürlich die Figuren und die Schauspieler, die sie verkörpern. Einen derartig zynischen und gleichzeitig lakonischen Helden wie Geirr (gespielt von Fridtjov Såheim) hat es seit dem Dude nicht mehr gegeben. Ein wirklich erfrischendes Anti-Diskreminierungs-Lehrstück, dass die Moral einmal ganz anders herum aufzäumt.
Blind (Be/NL/Bulgarien 2007, Tamar van den Dop)
Für mich jetzt schon eines der Festival-Highlights. Mehr ein Kunst- als ein Spielfilm mit einer Erzählung, die zwischen „Beauty and the Beast“ und Andersens „Die Schneekönigin“ changiert: Der blinde Ruben lebt mit seiner todkranken Mutter allein in einem riesigen Haus. Alle Angestellten sind durch Rubens Aggressivität längst vergrault. Da bewirbt sich Marie um die Stelle einer Vorleserin. Marie ist Albino und gilt als extrem hässlich. Als sich Ruben in sie verliebt, denkt sie, das geschieht nur, weil er sie nicht sehen kann. Dann haben die Ärzte jedoch gute Nachrichten für den Blinden: er kann operiert werden und sein Augenlicht zurück erhalten. Marie flieht aus Angst, er könne sie dann ablehnen. Doch Ruben begibt sie auf die Suche nach ihr und ist am Ende sogar bereit, alles zu opfern, wenn sie nur zu ihm zurückkehrt. „Blind“ erzählt eine Geschichte der Farbe Weiß. Die mit Schnee bedeckte Landschaft, das Andersen-Märchen vom Winter, die fehlenden Pigmente Maries … all das spiegelt sich in der „unbefleckten“ Liebesgeschichte. Viel reiner und klarer kann ein Film kaum werden. Die Bilder wechseln zwischen extremen Detail- und atemberaubenden Panorama-Einstellungen. Das Nicht-Sehenkönnen des Protagonisten wird durch eine Kameraarbeit der Synästhesie sichtbar gemacht, indem die Optik sensuelle und sogar olfaktorische Ereignisse abfährt.
Outlander (USA 2008, Howard McCain)
Anthropomorphe Außerirdische stürzen auf der Erde des Jahres 709 ab. Einer von ihnen überlebt und schließt sich einer Wikingerhorde an. Problem: Er hat ein ziemlich gemeines Alien auf seinem Raumschiff gehabt, das nun menschenfressend durch die Lande zieht. Der Außerirdische versucht zusammen mit seinen Kampfgefährten den „Drachen“ in eine Falle zu locken, was aber nicht klappt. Also macht sich ein verwegener Trupp auf die Suche nach dem Vieh und erledigt es kurzerhand mit Schwertern. Das sieht alles sehr nach „Herr der Ringe“ aus und der Produzent beider Filme ist in der Tat derselbe. Macht aber nichts, denn „Outlander“ ist allerbestes Jungskino. Nur zu lang ist er etwas; die Jagd am Ende ermüdet schon ein bisschen, weil die Exposition am Anfang zu viel Zeit gefordert hat.
Midnight Meat Train (USA 2008, Ryuhei Kitamura)
Dazu habe ich bereits „alles“ gesagt.
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