Unsichtbare Augen (My little Eye, USA/GB/F 2002, Marc Evans) (DVD)
Der Film wird – wie ein guter Wein – mit den Jahren immer besser, weil sich zum Beispiel erst aus der heutigen Perspektive zeigt, wie wegweisend das Sujet und die Ästhetik für den Horrorfilm der Gegenwart geworden sind. Ein Film über ein wirtschaftliches Unternehmen, das Superreichen anbietet, „entführte“ junge Leute umbringen zu lassen? Ein Film, in dem Menschen, die an einem ihnen unbekannten Ort gefangen sind, entdecken, dass sie Spieler eines Spiels sind, auf das sie sich so nie einlassen wollten? Das allen hat „My little Eye“ bereits 2002 inauguriert.
Zudem ist die darin verhandelte Travestie des „Big Brother“-Motives schon überaus sarkastisch und treffsicher. Die Unbesorgtheit angesichts allgegenwärtiger Beobachtung durch Sehmaschinen zeigt ihre dunkle Seite erst, wenn man (also die Protagonisten) herausfindet, wer auf der anderen Seite sitzt und wozu die Bilder überhaupt dienen. In der Übung haben wir „My little Eye“ deshalb zum Anlass für eine Diskussion über Ontologie, Ästhetik und Ideologie der elektronischen Überwachung genommen, haben vermeintliche Auswüchse als wegweisende Praktiken herausgestellt, Argumente für die Überwachung hinterfragt und – als besonderen Clou – darauf hingewiesen, wie oft man denn selbst in Bonn und vor allem als Student gefilmt wird, ohne es zu wissen (und diese Bilder dann sogar der Öffentlichkeit zur „Auswertung“ überlassen werden)