Home-Computer

Des Teufels Saat (Demon Seed, USA 1977, Donald Cammell) (DVD)

Allein schon die Story in Verbindung mit dem Titel gebracht, sagt viel über die Wahrnehmung der Computertechnik im öffentlichen Bewusstsein der 1970er Jahre: Als dämonisch wird verstanden, was da langsam Einzug in die heimischen vier Wände hält. Der Erscheinen der Rechnermodelle TRS-80, Apple II und Commodore PET (alle aus dem selben Jahr wie „Demon Seed“) in den Wohnzimmern und die dadurch ausgelöste „Homecomputer-Revolution“ hat der älteren Generation wohl so manche Gänsehaut über die Rücken gejagt. Aber die Mikroelektronik ist nicht das einzige Grauen in „Demon Seed“, denn der Supercomputer mit dem sinnfälligen Namen „Proteus„, der sich eines Terminals (Bild 1) in einer Privatwohnung bemächtigt und dort eine Frau gefangen nimmt um sie zu Schwängern (Bild 2), gehorcht einer totalitären Vernunft. Diese zwingt ihn gegen die Menschen, die im Begriff sind die Umwelt zu zerstören, zu opponieren. Sein Ziel: Ein eigenes Kind zeugen, das alle Computer überflüssig macht und die Menschheit mit Vernunft in eine neue Zukunft führt.

Spannend ist dieser eigentlich abstruse Diskurs vor allem deshalb, weil der Computer virusartig zuerst Macht über die Keimzelle der kapitalistischen Gesellschaftsordnung, die Kleinfamilie, erlangen muss, um an sein Ziel zu kommen. Also besiedelt er ein ohnehin schon völlig von der Technik kontrolliertes (Bild 3) Haus und beginnt sein konstruktiv-destruktives Werk von „unten nach oben“.

„Demon Seed“ ist der erste in einer kleinen Reihe von Filmen über die Besiedlung/Eroberung des Wohnraums durch die Computertechnik, die ich zur Recherche eines Artikels (der erste Artikel einer Reihe über „Computer im Film“) angeschaut habe. Es folgen in Kürze: „Electric Dreams“ und „Hardware“. Über weitere Vorschläge bin ich dankbar …

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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