Da hatta Heidegga wieda ma Recht!

The Addiction (USA 1995, Abel Ferrara) (DVD)

Was für eine Enttäuschung. Ferraras Film beginnt überaus spannend, erzählt aus einer Perspektive, die das intellektuelle Potenzial des Stoffes wie seines Autoren zu betonen scheint. Dann bricht der Film jedoch ein, weil er sich nicht entschließen kann, ob er Genre- oder Kunstfilm sein will, ob er seine Vampir-Thematik wörtlich nimmt oder sie zu einem moralischen Konzept umkodiert. Dass Ferrara das nicht gelingt, liegt vor allem daran, dass er in „The Addiction“ ein Milieu aspektiert, in dem er sich offenbar überhaupt nicht auskennt: eine geisteswissenschaftliche, ja, philosophische Fakultät, ein Doktorandenseminar, in welchem eines der weiblichen Mitglieder nach einem Überfall auf offener Straße zum Vampir wird und sein Unwesen treibt. Ferrara lässt seine Protagonistinnen jedes erdenkliche philosophische Klischee vor sich herbeten, betreibt ein Namedropping, von dem sich sogar Woody Allen noch eine Scheibe abschneiden könnte, und überfrachtet seinen Film auf diese Weise mit einer psuedo-philosophischen (gewollt war wohl eine existenzialistische) Botschaft, die allenfalls auf Unbelesene und -bedarfte Eindruck machen könnte. Sehr traurig auch, wie Ferrara Christopher Walken in einer viel zu kurzen Sequenz verheizt. Allein Walken hätte aus dem Film wesentlich mehr machen können. als er letztlich geworden ist.

Warum Kinowelt den Film unsynchronisiert und OmU bringt, ist mir unverständlich. So gehaltvoll sind ja wie gesagt die Dialoge ohnehin nicht. Vielleicht hat sich aber niemand getraut, die Poesiealben-Sprüche Heidggers und Nietzsches, mit denen da um sich geworfen wird, aus der englischen zurück in die deutsche Sprache zu übersetzen.

Meine Kritik bei F.LM. 

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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