Das verbotene Bild

Die verbotene Frage (Forbidden Quest, NL 1993, Peter Delpeut) (VHS)
Der eiskalte Tod (A Cold Night’s Death, USA 1973, Jerrold Freedman) (VHS)

Zwei kleine Seltenheiten sind gestern den Weg vom Video zur DVD gegangen und beide noch einmal geguckt worde. „Die verbotene Frage“ ist eine recht ausgeklügelt inszenierte Mockumentary, die aus einem gefakten Interview mit einmontierten Film-Sequenzen aus frühen Polfahrerfilmen eine Horrorgeschichte konstruiert: Bei einer geheimen Fahrt der „Hollandia“ an den Südpol verschlägt es einen Zimmermann (einziger Überlebender und daher Interviewpartner) mit einem besessenen Kapitän in die Unwirtlichkeit der Antarktis. Nach und nach sterben alle Expeditionsteilnehmer, teils vor Erschöpfung, teils, weil sie das Fleisch eines Tieres gegessen haben, dass sie dort unten wider Erwarten vorgefunden haben: ein Eisbär – jedoch physiognomisch gänzlich anders geartet als seine Nordpol-Vettern. Zudem finden sie auf ihrem Weg ins Innere des Kontinents eine abgeschiedene Eskimo-Siedlung, deren Bewohner sich merkwürdig verhalten und einen riesigen, unmöglich geformten Fischschädel anbeten. Delpeut konstruiert eine Horrorsaga aus Versatzstücken von Poe und anderen Schwarzromantikern und kombiniert sie mit den Geschichten der wahrlich „sagenhaften“ Polfahrten des frühen 20. Jahrhunderts.

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„Der eiskalte Tod“ spielt irgendwo in den verschneiten Gebirgen (der Rocky Mountains?) in einer Forschungsstation, in welcher Affen Hunger- und Kälteexperimenten ausgesetzt sind. Zwei Wissenschaftler sollen ergründen, warum sich der Forscher von der Station mehr meldet und finden dort eine Leiche vor. Sie nehmen dessen Arbeit wieder auf und geraten nach und nach in unheimliche Situationen, für die sie einander die Schuld geben. Als es schließlich zum Zusammenbruch der Soziosphäre kommt und einer dem anderen Mordabsichten unterstellt, entdecken sie, dass sich der Spieß umgedreht hat. Längst sind sie die Versuchskaninchen von Hunger- und Kälteexperimenten geworden. Ein nach wie vor unglaublich bedrückender und suggestiv inszenierter Eis-Gruselfilm, der mit ein Vorbild für Carpenters „The Thing“ gewesen sein dürfte. Der atonale elektronische Soundtrack von Gil Mellé, die Ambientgeräusche (Wind und Schneesturm) schaffen zusammen mit der kammerspielartigen Inszenierung vom ersten Augenblick eine bedrückende Atmosphäre. Ein ganz großer kleiner Film!

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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Eine Antwort zu Das verbotene Bild

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