»Und hier sehen wir ein paar landestypische Affen.«

Deutschland Privat – Im Land der buten Träume (D 2007, Robert van Ackeren/Katharina Zwerenz) (DVD)

Robert van Ackeren hatte nach dem Aufruf, man solle ihm privat gedrehte Schmalfilme zusenden, Anfang der 1980er Jahre so viel Material erhalten, dass er daraus mehrere abendfüllende Kompilationsfilme hätte montieren können. Letztes Jahr, anlässlich der Produktionseinstellung „Kodachrome 40“-Kassetten, auf denen die meisten Schmalfilme gedreht wurden, hat sich van Ackeren erneut an den Schneidetisch gesetzt und eine Fortsetzung von „Deutschland Privat“ erstellt.

„Im Land der bunten Träume“ ähnelt dem Vorgänger in Aufbau und Sezenenauswahl. Dennoch merkt man schon deutlich, dass dieses Material die zweite Wahl ist; die Skurrilität und urtümliche Nostalgie der erste Sammlung besitzt die Fortsetzung nur noch streckenweise. Auch ist das Verhältnis der Lauflängen der einzelnen Episoden unterschiedlich. Der weitaus längste Beitrag, der von den Brautkäufen eines Mannes und seinen Eheschicksalen erzählt, bekommt indes schon einen richtigen Spannungsbogen und lädt zu Spekulationen ein. Besonders auffällig ist bei dieser Episode wie auch bei einigen anderen die durch die Off-Vertonung nachträglich eingefügte, offenbar unfreiwillige Komik in Wortwahl und Sprecherstimme.

Wie schon beim ersten Film stellen die Sex- und Privatpornoszenen auch bei der Fortsetzung den Appendix des Werks dar, auf den die Sammlung langsam aber zielstrebig zuläuft. Und auch hier regiert eher wieder das Mittelmaß, wenngleich gewagte „Montagefilme“, wie etwa der einer nackten Frau, die mit ihrer Dogge schmust und uns durch ihre Mimik (irgendwann sieht man nur noch ihren Oberkörper und hört die Dogge nur noch bellen und winseln) insinuieren will, hier würde Sex mit Tieren praktiziert. Doch derartige „Tricks“, die zumeist durch Montagen in der Kamera erzeugt wurden, hält der zweite Teil von „Deutschland Privat“ häufiger bereit. Und das erhebt ihn in gewisser Hinsicht dann auch bereits vom Vorgängerfilm, in dem so etwas nur ein- oder zweimal zu sehen war: Die Schmalfilmer lernen mehr und mehr vom großen Kino, wollen nicht nur zeigen, sondern auch erzählen.

Meine Kritik bei F.LM.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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