»Fuck you, you creepy creep!«

Camp Cuddly Pines Powertool Massacre (USA 2005, Jonathan Morgan) (DVD)

Eine wahre Persiflage-Orgie findet sich in diesem Spoof. Vom (Titel gebenden) „Texas Chainsaw Massacre“ über „Friday the 13th“, „Halloween“, „Blair Witch Project“, „Toolbox Murders“, „The Ring“, „Scream“ bis hin zu „I know what you did last Summer“ werden bekannte Horrorfilme in einzelnen Szenen oder durch die Übernahme von Plotstrukturen und Motiven alludiert.

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Die Geschichte ist dabei relativ komplex, wird auf mehreren Zeitebenen erzählt und hält sogar einen Plottwist am Ende bereit: Fünf junge Leute wollen zu einem Metallica-Konzert fahren. Als sie sich hinten im fahrenden Minibus miteinander vergnügen, überfahren sie einen Landstreicher. Sie entscheiden, diesen ins nächste Krankenhaus zu fahren, doch als sie nachts in einem Waldgebiet eine Autopanne haben, ist der Leichnam, den sie aufs Autodach geschnallt hatten, plötzlich verschwunden. Die Gruppe trennt sich: Die beiden Frauen sollen ein Telefon suchen, die Männer eine Tankstelle. Zuerst begegnen die Frauen einem alten Kauz, der das in der Nähe befindliche, verlassene Camp Cuddly Pines bewacht. Er erzählt, dass sich in der Gegend etliche Morde zugetragen haben, die von einem 1958 in Illinois in die Psychiatrie eingelieferten Jungen begangen wurden, der 1985 von dort geflohen ist, das Camp überfallen hat, verbrannt wurde und seither als Mördergeist herumspukt.

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Die Frauen glauben die Geschichte nicht und verlassen den Alten. Die Jungs indes haben sich noch einmal getrennt, nachdem sie merkwürdige Schreie gehört haben. Alsbald tritt ein mit wechselnden „Powertools“ bewaffneter Mann auf, der die Gruppe jagt, die sich schließlich in einer Waldhütte verschanzt. Nach und nach verschwinden einzelne Mitglieder und werden umgebracht. schließlich zeigt sich, dass eine der Frauen die Tochter des Camp-Killers ist, die sich an einem der Männer, dessen Vorfahr an der Verbrennung des Serienmörders beteiligt war, rächen will. Dann tritt noch ein Sheriff auf und dann der entstellte Verbrannte, es kommt zum finalen Hickhack und der Film ist (fast) vorbei. Fast, weil der übrig gebliebene Mann das alles mit seiner Videokamera gefilmt hat und ein Jahr später für seinen Horror-Porno einen „Award“ gewonnen hat. Mit diesem macht er sich bei den Frauen beliebt und bei der nun aus der Irrenanstalt geflohenen Maniac-Tochter unbeliebt.

Der Film leidet vor allem unter seiner Überlänge (151 Minuten), die angefüllt mit langen aber sich strukturell eigentlich nur wiederholenden Sexszenen ist und zwischendrin in persiflierender Manier den Plot fortspinnt. Naben den oft unzusammenhängend wirkenden Parodie-Elementen (etwa dem „Ring“-Zitat) verhilft vor allem der alles und alle Filmende Protagonist zur Selbstreflexivität. Dass sein Gonzo-Videoporno mit der Begründung, der Horror und der Sex in ihm haben „authentischer“ gewirkt als in anderen Horror- und Pornofilmen, leistet gleichzeitig eine Abgrenzung zu den aseptischen, silikonüberfüllten Bildern des Rahmenfilms.

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Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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