Authentizität und Simulation im Film

Im kommenden Wintersemester gibt Prof. Michael Wetzel ein Hauptseminar an der Bonner Uni, welches Authentizität und Simulation im Film untersucht:

Die Möglichkeiten und Grenzen dokumentarischer Darstellungen im Film wurden bereits früh hinterfragt (wie die Diskussion um Flahertys »Nanook of the North« zeigt). Doch die Frage nach der »Authentizität« filmischer Darstellung beschränkt sich keineswegs auf dokumentarische und berichterstattende Formate. Während in den 70er Jahren etwa Jean-Luc Godard und Alexander Kluge noch eine Kritik des cinéma verité formulierten, entwickeln sich bereits (z. B. bei Chris Marker und Werner Herzog) neue Dokumentar-Stile, die bewusst fiktionale Elemente als Erzählformen integrieren. Das Seminar will am Beispiel von Spiel- und Dokumentarfilmen der Frage nachgehen, mit welchen ästhetischen Mitteln der Eindruck von »Wirklichkeit« beim Betrachter evoziert wird. Neben dem Gegensatz zwischen historisch rekonstruierenden und »fake« Dokumentarfilmen sollen dabei auch extreme Genres wie der Horrorfilm und Pornografie diskutiert werden. Gegenstand des Seminars ist eine Auswahl an Filmen, die auf der Grundlage relevanter Texte zur Film- und Medientheorie von »Authentizität«, »(medialer) Wahrheit« und »Dokumentation« kritisch hinterfragt werden sollen. Letztlich geht es dabei auch um die immer wieder aufflammende Debatte um Medienwirkung und -kompetenz.

Um an der Veranstaltung teilnehmen zu können, sollte man sich rechtzeitig im Sekretariat von Prof. Wetzel in die Liste eintragen. Vorab hier schon einmal die Literatur- und Filmliste (für ganz eifrige):

Literaturliste:

  • Baudrillard, Jean (1978): Geschichte: Ein Retro-Scenario. In: Ders. Kool Killer oder Der Aufstand der Zeichen. Berlin: Merve 1978, S. 49-58.
  • Benjamin, Walter (1991): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: Ders. Gesammelte Schriften Bd. I, hrsg. von Rolf Tiedermann & Hermann Schweppenhäuser. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1991, S. 471-508.
  • Berg, Jan (2001): Techniken der medialen Authentifizierung Jahrhunderte vor der Erfindung des ‚Dokumentarfilms’. In: von Keitz, Ursula/ Hoffmann, Kay (Hgg.): Die Einübung des dokumentarischen Blcis. Marburg: Schüren 2001, S.27-50.
  • Bohrer, Karl-Heinz (1978): Die Ästhetik des Schreckens. Die pessimistische Romantik und Ernst Jüngers Frühwerk. München/Wien: Hanser 1978.
  • Bolz, Norbert (2006): Der Kult des Authentischen im Zeitalter der Fäslchung. In: Reulecke, Anne-Kathrin (Hg): Fälschungen. Zu Autorschaft und Beweis in Wissenschaften und Künsten. Frankfurt am Main: Suhrkamp 2006, S. 406-417.
  • Derendinger, Franz (1989): Keine andere Wahl, als es Ecos Liebhaber gleichzutun. In: Zoom Nr. 29 (1989), S. 2-10.
  • Freud, Sigmund (2000): Jenseits des Lustprinzips. In: Ders. Psychologie des Unbewußten, Studienausgabe Bd. III, hrsg. von Alexander Mitscherlich u. a. Frankfurt am Main: Fischer 2000, S. 213-272.
  • Genette, Gerard (1998): Die Erzählung. München: Fink 1998.
  • Godard, Jean-Luc (1981): Einführung in eine wahre Geschichte des Kinos. München/Wien: Hanser 1981.
  • Heidegger, Gerald (2003): Fabrizierte Wirklichkeit: Medien und Fäschlung. In: Etzlstorfer, hannes/Katzinger, Willibald/Winkler, Wolfgang (Hgg.): echt_falsch. Will die Welt betrogen sein? Wien: K&S 2003, S. 40-55.
  • Heller, Heinz B. (2001): Dokumentarfilm als transitorisches Genre. In: von Keitz, Ursula/Hoffmann, Kay (Hgg.): Die Einübung des dokumentarischen Blicks. Marburg: Schüren 2001, S. 15-26.
  • Höltgen, S. (2002): It’s only a Movie. Authentifizierungsstrategien des modernen Horrorfilms. In: Splatting Image Nr. 49 (März 2002), S. 27-30.
  • Kirchmann, Kay (1996): Zwischen Selbstreflexivität und Selbstreferenzialität. Zur Ästhetik des Selbstbezüglichen als filmischer Modernität. In: Karpf, Ernst/Kiesel, Doron/Visarius, Karsten (Hgg.): Im Spiegelkabinett der Illusionen. Filme über sich selbst. Marburg: Schren 1996 (Arnoldshainer Filmgespräche), S. 67-86.
  • Loquai, Franz (1999): Buch im Buch und Film im Film. Überlegungen zur Selbstreflexivität in Literatur und Film. In: Manger, Klaus (Hg.): Die Wirklichkeit der Kunst und das Abenteuer der Interpretation. Heidelberg: Universitätsverlag C. Winter 1999, S. 181-205.
  • Menninghaus, Winfried (1999): Ekel. Theorie und Geschichte einer starken Empfindung. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1999.
  • Regel, Helmut (1979): Die Authentizität dokumentarischer Filmaufnahmen. Methoden einer kritischen Prüfung. In: Ruf, Wolfgang (Hrsg.) Möglichkeiten des Dokumentarischen. Oberhausen: Verlag Karl Maria Laufen 1979, S. 165-176.
  • Schmid, Hans (1993): Fenster zum Tod. Der Raum im Horrorfilm. München: belleville 1993.
  • Shaviro, Steven (2000): The Cinematic Body. Theorie out of Bounds. Minneapolis: University of Minnesota Press 2000.
  • Spangenberg Peter M. (2003): Schaulust und Informationsbedürfnis. Die mediale Herstellung on Öffentlichkeit unter dem Primat der Visualisierung. In: Hettlage, Robert (Hg.): Verleugnen, Vertuschen, Verdrehen. Konstanz.: UVK 2003, S. 145-157.
  • Sponsel, Daniel/Sibening, Jan (o. J.): Interview Werner Herzog. In: Revolver, Heft 2, S. 6-30.
  • Wember, Bernward (1971): Objektiver Dokumentarfilm? Berlin: Colloquium 1971, S. 7-59.
  • Williams, Linda (1999): Film Bodies: Gender, Genre, and Excess, In: Grant (1999), S. 140-158.

(Spätestens zum Semesterbeginn wird ein Ordner mit Kopiervorlagen bereitliegen, der sämtliche Texte der Liste enthält.)
Filmografie:

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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