The Hamster Cage (Kanada 2006, Larry Kent) (Filmfest München)
Larry Kents „The Hamster Cage“ ist, wie der Titel schon andeutet, ein filmisches mikrosoziales Experiment. Er führt vor Augen, wie innerfamiliäre verdrängte und verschüttete Konflikte an die Oberfläche geraten und auf welche Weise sie sich manifestieren. Dass sich Kent dafür ausgerechnet das Thema Sexualität auswählt, macht die Geschichte besonders brisant: Inzest und Pädophilie sind gesellschaftliche Tabus und besitzen damit ein besonderes Potenzial für Verletzung und gestaute Aggressionen. Der innere Konflikt, den die beiden Geschwister jahrelang, vielleicht jahrzehnte lang in sich herumtragen, manifestiert sich daher auf besonders drastische Weise. Der Film weist jedoch weder für die Katastrophe, die geschieht, noch für deren Grund eindeutig schuldige aus: Paul selbst wurde als Kind vom Vater missbraucht und hat die Kette der Demütigungen damit nur fortgesetzt.