»If she’s come to me earlier… «

10 Rillington Place (GB 1971, Richard fleischer) (DVD)

Der vierte von vier Serienmörderfilmen Richard Fleischers wirkt antiquierter als er müsste. Der Film beteuert: "This is a true story. Whenever possible the dialogue has been based on official documents." Die Absicherung, dass die Authentizität ausgelagert auf die Authentizität eines weiteren Textes ausgelagert ist, ist ein kluger Schachzug der Simulation (siehe Ecos "Name der Rose"). Alles was der Film an Antiquiertheiten bietet, könnte auf die Vorlage geschoben werden.

Der Vergleich mit der Fallgeschichte John Christies ergibt fast vollständige Übereinstimmung. Wahrscheinlich aus Gründen der Dramaturgie ändert der Film die Aussage Evans‘, derzufolge er nach der Arbeit heimgekehrt die Leichen seiner Frau und seiner Tochter in einem Verschlag unter der Treppe gefunden habe (dort, wo sie im Film später auch von der Polizei entdeckt werden). Der Film erzählt das anders, aber das ist nicht wichtig.

Interessant ist hingegen der "britische Akzent" des Films, der aus jeder Einstellung, jedem Dialog dringt. Er verleiht dem Film eine gewisse Fremdartigkeit, die das Eintauchen in die Erzählung versperrt. Unangenehm ist alles an "10 Rillington Place", aber auf eine sehr kapriziöse, schnörkellose Art. Er führt Orte und Zeiten vor, die immer schon fern wirken, obwohl der Fall in den 1950er Jahren aufgedeckt wurde. Das ist eine interessante Art der Affektproduktion, die wohl weniger intendiert, aber dafür über die Jahre "gereift" zu sein scheint.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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