It Actually Puts YOU In The Picture – Can You Stand It?

Das schwarze Museum (Horrors of the Black Museum, GB 1959, Arthur Crabtree) (DVD)

Vor ein paar Monaten mal als Tipp von Immo bekommen, habe ich mir den Film jetzt zugelegt, gestern angeschaut und entschlossen, ihn noch in meine Diss. einzufügen.

Zunächst kommt der Film als Variante des "Wachsmuseum"-Themas daher: Ein kriminalistisch interessierter Kriminalbuch-Autor, verfolgt die Jagd der Polizei nach einem Serienmörder, der junge Frauen umbringt und beschreibt/kritisiert diese in seinen Texten. Von Beginn an sieht es so aus, als habe der Autor etwas mit den Morden zu tun und tatsächlich stellt sich nach einiger Zeit heraus, dass er seinen Adjutanten mit einer Droge von sich abhängig gemacht hat, die es ihm gestattet, ihn – wie Cesare in Caligari – nach seinem Willen Verbrechen begehen zu lassen. Dabei kommen sehr kreative Mordinstrumente und -methoden zur Anwendung. Der Adjutand verwandelt sich bei den Morden stets in einen monströs aussehenden Mann (vgl. Doctor X und überhaupt das Maskierungsthema des Slasherfilms). Das Motiv des Schriftstellers ist, genug Stoff für spektakuläre neue Bücher über Serienmord zu haben, um den eigenen Reichtum und die Berühmtheit zu steigern. Die Polizei, die von der Schuld des Autors nichts ahnt, geht diesen trotzdem wegen der von ihm verursachten "Hysterisierung der Massen" an (vgl. Supernatural).

Die Einfluss- und Wirkungsdiskurse, die sich in "Black Museum" bündeln, sind von bis dahin ungeahnter Komplexität. Angefangen bei der Frage, welchen Einfluss Kulturproduktion und Serienmord aufeinander nehmen (vgl. de Quincey) und die sich das Phänomen der "Kreativität" teilen, bis hin zu Medienwirkungsfragen und der Ursachenforschung für die Psychosen des Killers, wird so ziemlich alles in Crabtrees Film angesprochen. "Black Museum" ist ein früher Vorläufer des Slasherfilms, der auf dessen Ästhetiken (Maskeirung, Kreatives Töten) mindestens genau so großen Einfluss gehabt haben dürfte, wie "Psycho". Darüber hinaus bedient sich der Film einer sehr originellen Authentisierungsstrategie, die unter der Bezeichnung "Hypnovista" eingeführt wird: Ein (authentischer?) Psychologe beschreibt in einem 13-minütigen "Intro" vor dem Film die hypnotischen Verfahren, die im Folgenden zur Anwendung kommen und die dem Zuschauer suggerieren, er befinde sich "im Film". Solche Verfahren kommen im Film zwar gar nicht zur Anwendung, die Behauptung erlaubt es jedoch, die Affektästhetiken des Films als Distanzverlust-Erfahrungen umzudeuten.

Leider habe ich bislang gar keine Literatur zu dem Film finden können und wäre froh, wenn der eine oder andere Leser ein paar Hinweise für mich hat.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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4 Antworten zu It Actually Puts YOU In The Picture – Can You Stand It?

  1. Harald sagt:

    1.) Was willst Du denn wissen?
    2.) Es wäre vielleicht angezeigt, bei Titelnennungen Jahreszahlen anzufügen; bei Supernatural z.B. denke ich automatisch an die 1933er Version.
    3.) Zum Prolog: der würde erst als Afterthought von AIP-Boss James H.Nicholson eingefügt.

  2. Stefan sagt:

    zu 1: ob es Sekundärliteratur zu dem Film gibt (und wo).
    zu 2: hab den Eintrag gestern schnell reingehackt. Aber an den Film habe ich dabei auch gedacht.
    zu 3: danke für die Info. Wo hast du die her?

  3. Harald sagt:

    1. und 3.) Interview mit Produzent Herman Cohen (Tom Weaver: Attack of the Monster Movie Makers, zu „Black Museum“ S. 64-68). Auch online zu lesen: http://www.hermancohen.com/interviews/interview-attack4.html
    3.) Auch: Bill Warren, Keep Watching the Skies Bd. II (S.280-286)
    2.) Da denkst Du an die Anfangs-Montage, nehme ich an?

  4. Stefan sagt:

    Das Interview hatte ich schon gesehen. Danke auch für den Buchtipp. Hab’s mir gleich mal per Fernleihe geordert.

    Zu 2: Genau: Als die beiden Ärzte sich unterhalten, wie es denn immer wieder zu „ähnlichen Fällen“ kommt, wenn ein Serienmörder hingerichtet wird. Aber auch, wie die Täterin durch ihre Kommunikation mit der Presse ganz gezielt Hysterie verbreitet („Ich komme wieder!“).

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