Das große Frieren

Das große Fressen (La grande Bouffe, Frankreich/Italien 1973, Marco Ferreri) (DVD)

Wie gering doch die Halbwertzeit von Filmkritiken ist, zeigt die filmdienst-Besrepchung zu Marco Ferreris "Das große Fressen". In ihr wirft der Rezensent dem Film vor: "Ferreris umstrittenes Bild einer Konsum-Orgie, in Details überdeutlich und schockierend, insgesamt jedoch zu wenig reflektiert und verbindlich, um wirklich aufrütteln zu können. Die Allegorie auf eine nur am Konsum orientierten Gesellschaft geht in der vordergründigen Inszenierung unter." Aus der Distanz von über zwanzig Jahren stellen sich der Film und seine Stoßkraft ganz anders dar: Ferreris Film ist ein Sinnbild westlichen Lebensstils zu Beginn der 1970er Jahre. Dieser scheint im Rückblick – speziell auf Ferreris Film – weniger der Dekadenz zu huldigen als eine Sinnstagnation an der Zeitenwende des Ideologieverlustes zu bebildern.

Die erste Hälfte des Films ist zudem so küchenfreundlich, dass einem Hobbykoch wie mir regelrecht warm ums Herz wird. Zusammen mit Greenaways "Der Koch, der Dieb, seine Frau und ihr Liebhaber" ist Ferreris Film vielleicht die größte Hommage an die Kochkunst des Kinos überhaupt.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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Eine Antwort zu Das große Frieren

  1. EvaS sagt:

    Was das Kochen im Film angeht, hat mich „Eat Drink Man Woman“ von Ang Lee seinerzeit beeindruckt. Den kann man überhaupt nicht bis zum Ende aushalten, ohne etwas Asiatisches zu sich zu nehmen. 🙂 🙂

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