Dirty Harry (USA 1971, Don Siegel) (DVD)
Auf dem Fantasy-Filmfest läuft ein neuer Serienmörderfilm, der sich mit
dem Zodiac-Fall beschäftigt. Anlässlich dessen habe ich mir gestern
Abend noch mal „Dirty Harry“ angesehen.
Und dass Siegels Film den Zodiac-Fall
zur Vorlage hat, scheint mir mehr als zweifelhaft – außer dem
Handlungsort und der Tatsache, dass auch die Opfer des Zodiac von
diesem erschossen wurden, haben beide nicht viel miteinander zu tun.
Viel auffälliger ist da schon die Ähnlichikeit zu Dmytryks „The Sniper„, der auf den Fall Howard Unruh
zurück geht. Vieles in Siegels Film ähnelt dem etwa 40 Jahre älteren
Werk. Das ist zum einen die subtile Oben-Unten-Struktur (von der ich im
Blogeintrag
zu Dmytryks Film schrieb), vor allem aber der Dialog zwischen Täter und
Polizei. Letzterer fällt nämlich – anders als im Zodiac-Fall –
keineswegs durch Egomanie und Kryptik
auf, sondern ähnelt sehr den Ankündigungen Eddie Millers aus „The
Sniper“. Nachdem sich der „Scorpio“-Killer (das ist schon die
auffälligste Ähnlichkeit zum „Zodiac“-Fall) von seiner Sniper-Taktik
verabschiedet, finden sich kaum noch eindeutige kriminalhistorische
Bezüge.
Es ist natürlich müßig, sich über eine mögliche authentische Vorlage
den Kopf zu zerbrechen, zumal die historische Nähe zum Zodiac-Fall
„Dirty Harry“ auf jeden Fall als „nahe liegende“ Adaption verstehbar
macht. Das Sniper-Motiv ist jedoch älter und die sich gegenseitig
beeinflussenden Inszenierungsverfahren (zu deren Höhepunkt auf jeden
Fall Bogdanovichs „Targets“
von 1968 zählt), ähneln einander sehr. Da lässt sich schon von einer
Tradition, solche Verbrechen zu inszenieren, sprechen, auf die auch
Siegels Film zurück greift (was vor allem eine Struktur-Analyse
hervorbringt).