25 Stunden

25th Hour (USA 2002, Spike Lee) (DVD)

Seit Wochen liegt die DVD vom Nachbarn hier herum.

Nach dem Uzumaki-Fiasko war das genau das Richtige. Spike Lees Filme
brillieren stets durch den reflexiven Kommentar von Erzählung und
Kontext. „25th Hour“ erzählt die Geschichte des verurteilten
Drogendealers Monty, der, 25 Stunden bevor er ins Gefängnis muss, noch
einiges zu erledigen hat, sich von seinen Freunden verabschiedet und
sich mit der Welt versöhnt. Das Ganze geschieht vor dem Hintergrund der
„Ground Zero“-Zeit, kurz nach den Terroranschlägen vom 11. September
2001 in New York.

Lee emblematisiert den Selbsthass seiner Hauptfigur auf dessen
Umgebung. In einer eindringlichen Szene, in der Monty vor einem Spiegel
steht, überschüttet er sämtliche Menschen New Yorks mit seinem Hass –
wähend er sich dabei ins Gesicht schaut, um schließlich sich
schließlich selbst die ganze Schuld an seinem biografischen Fiasko zu
geben. Die „Fatalität“ seiner Situation wird vom Film in Form
verschiedener Rückblenden vor Augen geführt, die zum Ende einer „Was
wäre wenn“-Sequenz gegenüberstehen, in der Monty die Gefängnisstrafe,
die sein Leben zerstören wird, einfach nicht antritt, sondern flüchtet
und ein neues Leben beginnt.

„25th Hour“ strukturiert die Leidensgeschichte seines Helden wie einen
Sterbeprozess und durchläuft dabei alle von Kübler-Ross konstatierten „Fünf Phasen„.
Am Ende, als die besagte „Was wäre wenn“-Sequenz vorüber ist, hat Monty
sich mit seinem Schicksal abgefunden; der Film blendet ins Schwarze.
Die Geschichte ist aber zugleich auch eine Passions-Erzählung (was
letztlich auf viele Spike-Lee-Filme zutrifft), in der der Leidensweg
des Helden mit Sinn versehen und gleichzeitig der „historische
Hintergrund“ allegorisiert wird. Alle drei Ebenen (die historische, die
individuelle, die allegorische) des Films verflechten sich auf diese
Weise eng miteinander und kommentieren sich gegenseitig.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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