»Du hast keinen Mund. Schau in den Spiegel.«

The Spiral Staircase (USA 1946, Robert Siodmak)

Den Auftakt zu meinem Dissertations-Filmmarathon bildet Siodmaks zweiter Serienmörderfilm.

Kurz nach dem Dreharbeiten zu „Pièges“ (Frankreich 1939) war Siodmak in
die USA geflohen und hatte bis 1946 dort bereits elf Filme gedreht. Mit
„The Spiral Staircase“ kehrt er aber in mehrfacher Hinsicht zum
Serienmord zurück.

Hatte er in „Pièges
die Transformation der Ermittlung (vom klassischen Ermitter zum
Profiler) bebildert, widmet er sich nun dem Bild des Arztes. Der hat
mit der Detektion des Mordes zwar nicht viel zu tun, wohl aber mit den
Opfern. Der Film „The Spiral Staircase“ einen Generationskonflikt
zwischen (althergebrachter) somatischer und neuer (und kritisch
beäugter!) psychosomatischer Medizin, die sich hier bis in die
Rechtsmedizin auswirkt.

Siodmak greift zudem einen „ur-amerikanischen“ Diskurs des
Serienmörderfilms auf, indem er das Motiv des Täters als ideologischen
Wahn kennzeichnet. Schon in „Arsenic and Old Lace“ (1941) und „Doctor X
(1933) gab es einen eugenischen Hintergrund für die Morde. Der wird in
„The spiral Staircase“ Wort für Wort ausformuliert. Der Mörder tötet
nur Frauen mit einer „Behinderung“ (die reicht vom Humpeln und
Gesichtsnarben, bis hin zu Promiskuität und psychosomatisch bedingter
Stummheit).

Interessant an „The Spiral Staircase“ hinsichtlich der Fortentwicklung
des Serienmörder-Genres sind für mich vor allem zwei Motive: Der
bereits im Prolog (und dann bei zahlreichen späteren Szenen)
inszenierte Voyeurismus und die Rolle der Mutter-Figur im Verhältnis
zum Täter. Schaut man sich den Film einmal hinsichtlich dieser beiden
Motive genauer an, büßt der 14 Jahre später entstandene „Psycho
einiges an Originalität ein – vor allem in Hinblick auf die Frage, wie
weit sich die Motive in „Psycho“ allein bzw. hauptsächlich auf den
Ed-Gein-Fall zurückführen lassen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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