Überfall im Wandschrank

Boogeyman (USA 2005, Stephen Kay)

Der Film hat meine Erwartungen in keiner Hinsicht enttäuscht: Wiederum
geht es eher um eine retrospektive Bebilderung von Kindheitstraumata.

Tim kehrt nach dem Tod seiner Mutter an seinen Heimatort zurück. Das
Elternaus, das er 15 Jahre lang nicht betreten hat, birgt unheimliche
Erinnerungen: In den Wandschränken haust ein schwarzer Mann, der
bereits seinen Vater auf dem Gewissen hat. Das glaubt Tim zumindest,
der seit seinen Kindheitstagen fürchterliche Angst vor dem Boogeyman
hat. Dennoch entschließt er sich, der Angst entgegenzutreten und dem
Rat seiner früheren Kindertherapeutin zu folgen: Er will eine Nacht in
dem verlassenen Haus verbringen, um den „Dämon (aus) der Vergangenheit“
entgültig zu bannen.

„Boogeyman“ wartet von der ersten bis zur letzen Minuten mit
Schockmomenten auf, die sich mit jedem Flashback Tims einstellen. Raum-
und Zeitgrenzen werden immer diffuser. Immer häufiger wechselt Tim
zunächst mental die Zeitebenen – schlißlich sogar scheinbar real. Jeder
Blick in die Dunkelheit eines Schrankes wird dabei zur Passage. Ihm
begegnen die Geister von damals – etwa ein kleines Mädchen, dass seit
1985 vermisst wird und selbst als eine Art Engel vermisster Kinder
auftritt.

Der Film bebildert die Traumata seines Protagonisten auf äußerst
originelle Weise: Eine derart virtuose Anwendung von Kamerabewegung,
-perspektive und Schnitt habe ich seit „Evil Dead
im Horrorfilm nur selten gesehen. Und mit diesem Film hat „Boogeyman“
dann auch gleich mehr als nur Teile der Crew (Raimi/Tapert/Loduca)
gemeinsam. „Bogeyman“ zitiert „Evil Dead“ an zahlreichen Stellen bis
hin in die Einstellungen – damit wird der Film dann für den
Horrorfilmfan selbst zu einer Reise in die Vergangenheit.

Mehr demnächst auf telepolis.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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