Yes Man, I can Boogey!

The Boogeyman (USA 1980, Uli Lommel)

Gute Vorbereitung ist alles – das denke nicht nur ich mir, wenn ich mir vor der am Montag anstehenden PV vonStephen Kays „Boogeyman
noch mal die Vorgänger-Werke angucke; das hat sich wohl auch Uli Lommel
gedacht, als er vor den Dreharbeiten noch mal E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ gelesen hat.

Lommels
Film wirkt nämlich wie eine überoffensichtliche Fassung des
romantischen Gruselstoffes, der nicht nur aus dem „Sandmann“ den
„Boogeymann“ macht, sondern auch fast das gesamte Motiv-Inventar in
seinen Film übernimmt – leider  ohne dabei auf eine geschlossene
und in sich stimmige Erzählung zu achten

Das Geschwisterpaar Jake und Lacey beobachtet die Mutter mit einem
Fremden(?) bei obskuren Sexspielchen, woraufhin der Fremde (ob er der
Vater der beiden ist, wird nicht gesagt, ist aber auch gleichgültig,
denn „der Name des Vaters“ ist er in jedem Fall) Jake zur Srafe für das Beiwohnen der urgemütlichen Szene 😀 an sein
Kinderbett fesselt. In der Nacht befreit Lacey ihn und er geht mit
einem Küchenmesser bewaffnet schnurstraks ins elterliche Schlafzimmer
und erdolcht den Mann. Lacey beobachtet den Mord durch einen Spiegel
von Flur aus.

20 Jahre später ist Jake ein autistischer Stummer Bauernlümmel und
Lacey eine zwar glücklich verheiratete und mit Kindgesegnete, doch
ziemlich neurotische Frau. Nicht selten wacht sie des Nachts schreiend
auf, weil sie entweder vom „Vater“ träumt oder davon, erstochen zu
werden. Also sucht sie einen Analytiker auf, der ihr rät, zum Haus der
Eltern zurückzukehren, um das Trauma noch einmal zu durchleben und aus
dem unheimlichen Ort ihrer Fantasiewelt wieder einen realen Ort werden
zu lassen. Zeitgleich erreicht Lacey ein Brief ihrer im sterben
liegenden Mutter, die ihre Kinder „trotzdem“ noch einmal sehen will. Es kommen
also eine ganze Menge Erinnerungen und Schuldgefühle ins Spiel, die
Lacey zusammen mit Kind und Kegel in ein Auto verfrachtet und zum
ehemaligen Elternhaus karrt.

Dort wohnt mittlerweile eine andere
Familie, die Lacey und ihren Mann aber freundlich durchs Haus führt. Im
Schlafzimmer hängt immer noch der Spiegel, durch den Lacey den Mord
beobachtet hat und in dessen Spiegelbild nähert sich ihr der ermordete
„Vater“. In einem Anfall von Hysterie zerschlägt Lacey den Spiegel und
nimmt den Scherbenhaufen mit nach Hause, wo sie ihn als Puzzle-Therapie wieder zu einem
Spiegel zusammen setzt. Doch nach und nach lösen sich einzelne Scherben
und durch deren Spiegelbild kehrt nun der rachsüchtige „Vater“ aus dem
Totenreich zurück und bringt wahllos Leute um.

So verworren, wie die Story klingt, ist sie auch. Nachdem der Film
etwa
10 Minuten mit einem Prolog und weitere 20 Minuten mit der
Charakterisierung der Figuren verbraucht, kommt plötzlich jener Spiegel
ins Spiel. Zuvor
bahnte sich eine recht interessante Erzählung um eine Kindheitsneurose
an – diese wird mit dem Auftauchen des dämonischen Spiegelvaters jedoch
manifest. So entwickelt sich „The Boogeyman“ (der seinen Namen von
einer kleinen Szene hat, in der ein Junge seine Mutter erschrecken
will) zu einem typischen Low-Budget-Horrorfilm der 80er, der seine set pieces
aneinander reiht und mit kleinen Anekdötchen kittet.

Wäre der psychoanalytische Subtext mit all seinen zaungepfählten Hinweisen
auf Kindheit, Trauma, Analyse, guter-Vater-böse-Vater, Urszene,
Spiegeln … nicht so aufdringlich, könnte man den Film glatt als
Lehrfilm durchgehen lassen. So bleibt leider nur der Hoffmann’sche
Motiv-Reigen hängen, der offenbar – das werden weitere Boogeyman-Filme
bestätigen müssen – das Grundgerüst des „unheimlichen Besuchers, der
Kinder bedroht und Boogeyman heißt“-Stoffes bildet.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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