Verwackelt

House on Haunted Hill (USA 1999, William Malone)

Kurzentschlossen, der gutmenschlichen Rührseligkeit von Robin Williams
etwas entgegenzusetzen, habe ich gestern im Anschluss von „Patch
Adams“ auf Vox noch das Remake von „House on Haunted Hill“ gesehen. Ich
hatte den Film zuletzt 1999 im Kino gesehen und recht gut gefunden, bin
aber über die vielen enttäuschten Stimmen, die ich danach gehört habe,
nicht mehr sicher gewesen, ob er wirklich gut ist. Resultat der
gestrigen Sichtung:

Er ist sogar noch besser, als ich ihn in Erinnerung hatte. 🙂

Für die etws einfache Story muss man dem Remake keine Vorwürfe machen – die ist zum großen Teil dem 40 Jahre älteren William-Castle-Film
(dessen Tochter übrigens das Remake koproduziert hat) entnommen und
geht so: Ein exzentrischer Millionär (rein äußerlich schon eine Hommage an Vincent Price) lädt ein paar geldgierige
Zeitgenossen auf sein Schloss ein, um sie dort die Nacht „übeleben“ zu
lassen. Eigentlich will er sie nur in Angst und Schrecken versetzen,
doch das Haus selbst hat weit mehr vor: Es lebt, ist eine ehemalige
Irrenanstalt und will töten. Und das tut es dann auch.

Das beeindruckende an Malones Film sind vor allem die optischen
Einfälle, mit denen er seine Geister heraufbeschwört. Dass sie sich –
das wäre hier nur am Rand anzumerken – zunächst bei einem Blick durch
Aufzeichnungsmedien (Camcorder, Überwachungskameras) offenbaren, ist ja schon einmal ein
netter Zug für einen Film, der sich auf so vielfältige Weise auf die
Vergangenheit bezieht. Interessant und vor allem gruselig wird es aber,
wenn man mitansieht, wie diese Geister in den „Rückblenden“ agieren.
Das sieht zunächst nach den typisch zu schnell ablaufenden Bildern des
frühen Kinos aus (deren Raffer-Eindruck dadurch entstandt, dass der
Projektor die Filme schneller abspielte, als sie aufgenommen wurden, um
die mangelhafte Qualität des Materials zu „überflimmern“). Doch in den
Bewegungen ist etwas eigenartig Zackiges das mehr und mehr „wacklig“
wird.

Vieles von dem, was der mittlerweile gar nicht mehr so neue spanischen
Neo-Gothic-Film (Balagueró/Amenábar) und einige vor allem koreanische
Horrorfilme so an Gruselbildern bieten, findet sich schon in „House on
Haunted Hill“. Malones Film ist so voller guter, gruseliger Ideen, dass
er damit drei langweilige Filme aupeppen könnte („Patch Adams“ war
jedenfalls schnell vergessen).

Die „offizielle Homepage“ des Films von Warner gibt es übrigens immer noch.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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