Ein perfekter Mord

27.09.04: A perfect Murder (USA 1998, Andrew Davis) – ZDF

Mein erstes Hitchcock-Remake (na ja, außer „The Man who knew too much“) … und eigentlich gleich ein Reinfall.

Hitchcocks „Dial M for Murder
ist eine der konstruiertesten Kriminalerzählungen aus seinem Oeuvre.
Fast Kammerspielartig isnzeniert er einen Mordkomplott, bei dem
eigentlich alle Unwägbarkeiten ausgeschlossen scheinen. Doch als der
Mörder per Telefon den Mord quasi ferngesteuert auslösen will, wird er
Zeuge seines Scheiterns. Die Spuren des Komplotts zu verwischen gelingt
ihm danach nicht mehr. Seine Frau und ein spitzfindiger Detective
überführen ihn.

Das Remake setzt einen drauf: Der mordlüsterne gehörnte Ehemann
versucht nicht nur seine Frau umzubringen (um sie en passent gleich
noch zu beerben), sondern will auch deren hochstapelnden Lover dazu
instrumentalisieren. Er erpresst ihn und bietet ihm viel Geld. Doch
auch hier misslingt der Mord – jedoch nicht aus den selben
Unwägbarkeiten wie bei Hitchcock.

Das Remake nimmt sich einfach zu viel vor: Die eigentlich recht simple
und in sich fast schon hermetisch abgeschlossene
Verschwörungs/Vertuschugngs-Erzählung von Hitchcock „bereichert“ er noch
mit ein paar Nebenerzählungen (Ehebruch, Firmenpleite, …). Die beiden
Hauptaspekte geraten dabei oft außer Sicht: Der kompliziert
vorbereitete Komplott und die raffinierte Detektion des Falls (letztere
wird sogar auf zweieinhalb Szenen mit einem bauernschlauen Polizisten
reduziert). Und all die kleinen Indizien, die sich bei Hitchcock
genialisch zu einem schlagenden Beweis für die Verschwörung des Mannes
gegen seine Frau verdichtet haben, müssen im Remake Zufälligkeiten
Platz machen: Der Mörder schickt einen Stellvertreter, die Ehefrau ahnt
oft mehr, als „normal“ ist usw.

Einziger Lichtblick in dieser ziemlich aufgeblähten und dennoch
eingeschrumpften Hitchcock-Adaption ist Michael Douglas, der – wie
schon in Finchers The Game
– den scheiternden Souverän darstellt, wie es eben nur Douglas kann:
Mit Fönfrisur und steinerner Miene. Sein Gesichtsausdruck stets eine
Mischung aus Verachtung, Berechnung und Vertrauensseligkeit.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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