Als ich mit einem Redakteur des RBB-Magazins „Polylux“ über das Verbot des Films „Rohtenburg“ telefonierte (er rief mich zur Hintergrundrecherche an) und ich den Eindruck hatte, er wollte auf-Teufel-komm-raus von mir hören, dass in uns allen Kannibalen stecken, die sich nur nicht heraus trauen, hätte es mir schon schwanen müssen: Hier soll es nicht um seriöse Berichterstattung gehen, sondern darum, ein möglichst populäres und/oder reißerisches Vorurteil in einen TV-Beitrag gießen zu können. Und tatsächlich bestätigte sich mein Verdacht, als Polylux dann den Bonner Kulturwissenschaftler Christian Moser interviewte, der vor kurzem ein Buch über Kannibalismus veröffentlichte, und am Schneidetisch seine Thesen auf genau jene Annahme reduzierte: Die von Moser konstatierte komplexe kulturelle Metapher des „kannibalischen Westens“ verstand man bei Polylux (absichtlich?) falsch: Auch wir wären gern Kannibalen.
Abermals hat sich mein Eindruck von Polylux als der „Bild“-Zeitung der TV-Gucker heute bestätigt, als ich diesen Beitrag über die so genannten „Torture Porns“ (Hostel, The Hills have Eyes, Saw 2, …) sehen musste. Der mir bekannte Jörg Buttgereit wurde vom Magazin um Statements gebeten, die ihm am Schneidetisch dann ganz offensichtlich im Mund verdreht und aus den Zusammenhängen gerissen wurden. Im gesendeten Beitrag sieht es nun so aus, als ob Buttgereit („Horrorfilmer“ lautet die Bildunterschrift – Buttgereit hat 1993 seinen letzten Film in Eigenregie gedreht und ist seither Publizist und Journalist) es „geil“ fände, was da in den Filmen gezeigt wird, als ob er völlig unreflektiert die Folter an sich rechtfertigen würde, damit sie zum kulturellen Artefakt Film stilisiert werden kann.
Journalisten, wie die von Polylux, die aus reinem Populismus so vorgehen, wie in diesen beiden Fällen, sollten von Wissenschaftlern als Plattform für die Vermittlung komplexer Zusammenhänge gemieden werden. Ich selbst stehe dem Magazin jedenfalls nie wieder für irgendwelche Informationen zur Verfügung und werde – wo es mir möglich ist – Kollegen davor warnen, mit der Redaktion zusammenzuarbeiten.




Vergleiche beispielsweise auch http://redaktion-bahamas.org/aktuell/Polylux.htm und http://volkerradke.blogger.de/stories/358288/
Bei Polylux hocken halt auch nur Leute, „die irgendwas mit Medien“ machen, immer locker drauf, an allem zwar interessiert, von nichts aber eine Ahnung, da gutgläubige und es nicht besser wissende Trinker von Latte Macchiato in Überdosis…
Die Mail-Adressen können von Bots nicht ausgelesen werden, die sind Javascript-Codiert. Ich entferne deine aber mal.
Bei meinem Gespräch mit dem Redakteur von Polylux hatte ich einen etwas anderen Eindruck. Das schien mir auf jeden Fall so, als verfolge der eine Agenda, was das Thema angeht. Die wollen sich natürlich ein „kritisches Image“ geben – aber offenbar um jeden Preis. 🙁
Ich denke, jede Diskussion zu solchen Themen, wie Horrorfilme, Pornos usw., die sich an die breiteste Masse richtet, ist sowieso von vornherein zum Scheitern verurteilt. Die öffentliche Meinung ist nun mal noch nicht so weit, einen analytischen Standpunkt dazu zu beziehen. Außerdem werden solche „Angstbilder“ benötigt, um sich selbst von den „Perversen“ abzugrenzen. Wenn die Medien also was anderes erzählen, fühlt sich der „Normalbürger“ womöglich in seiner Identität verletzt. Ich wollte damit nur sagen: Das Problem beschränkt sich leider nicht nur auf den genannten Sender.
Ja, stimmt. Aber zum Glück gibt es ja auch noch eine Gegenöffentlichkeit – uns. 🙂
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Das hat ja jetzt ein Ende: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,554560,00.html
Polylux verschwindet endlich aus dem TV.