Wolfgang Nake (1954-2025)

Wie ich vor ein paar Tagen erfahren habe, ist Wolfgang Nake am 17.07.2025 nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren gestorben.

Wolfgang Nake 2025 an der Uni Halle erklärt „Pong“

Ich kannte Wolfgang seit einigen Jahren: 2018 habe ich ihn bei der Vorbereitung meines Seminars „Pong Studies“ (an der HU Berlin) kennengelernt, weil er mir – vermittelt durch Malte Schulze – seinen „Pong“-Nachbau für ein Semester ausgeliehen hat, damit meine Kollegen und ich sowie die Teilnehmer:innen des Seminars daran das Originalspiel hands-on spielen, damit experimentieren und den Aufbau erforschen konnten.

Pong-Soundschaltkreise – Projekt von Philipp-Michael Zumpe 2018

Im Nachgang des Seminars ist dann auf Basis dieses Nachbaus nicht nur ein Re-enactment der Sound-Schaltkreise von „Pong“ als Seminararbeit erschienen, sondern Thomas Fecker hat als Projektarbeit auch einen „Pong-Bot“ konstruiert, welcher mittels der Signalströme der Spielhardware einen automatischen Gegenspieler (programmiert und installiert auf einem Arduino) entwickelt hat.

Thomas Fecker testet den „Pong-Bot“ an Wolfgang Nakes Pong-Nachbau 2018

In der Folge habe ich Wolfgang bei vielen Gelegenheiten getroffen: Er war regelmäßiger Aussteller auf den VCFBs, hat Vorträge im Signallabor und an der Uni Bonn über seine Arbeit gehalten, hat mit mir zusammen Ausstellungen realisiert (zuletzt Ende März an der Uni Halle) und hat meine originalen „Pong“- und „Break-Out“-Platinen restauriert und repariert, so dass ich sie bis heute auf einigen Ausstellungen zur Schau stellen konnte (zuletzt ebenfalls in Halle auf besagtem Event und davor in der Nähe von Heidelberg beim RGB2R).

Wolfgang Nakes VCFB-Ausstellung 2021 (links die von ihm reparierte Pong-Arcade-PCB)

Die Erkenntnisse, die Wolfgang über die frühen TTL-basierten Spiele Ataris bei deren Reparatur und Rekonstruktion gesammelt hat, sind ein exzellenter Beleg dafür, dass der technische, vor allem elektronische Zugriff auf Spiele eine unschätzbare Grundlagenforschung für die „oberflächenorientierte“ Game Studies erbringt und dass in den Schaltungen und Codes der Spiele eine ganz eigene Form von Geschichte und Wissen steckt, die es noch zu ergründen gilt.

Wolfgang Nakes „Pong“-Nachbau im Signallabor der HU Berlin 2018

Wolfgangs so plötzlicher Tod – ich hatte am 1. Juli noch mit ihm telefoniert, als er ins Krankenhaus kam – macht mich sehr traurig. Wolfgang war nicht nur ein exzellenter, geduldiger und lehrreicher Didaktiker, wenn es um die Vermittlung von Digitalelektronik ging. Er war auch ein sehr lieber, hilfsbereiter und fröhlicher Zeitgenosse. Meine Zusammentreffen mit ihm waren immer spannend und ich habe sehr viel von ihm gelernt. Dass er seine Arbeit 2022 auf der GamesCom sogar Nolan Bushnell vorstellen und mit diesem ins Gespräch kommen konnte, war für ihn, so glaube ich, der Höhepunkt und die endgültige Bestätigung seiner Leistungen auf dem Gebiet der Hardware Preservation.

Wolfgang Nake und Nolan Bushnell auf der Gamescom 2022

Jemanden wie Wolfgang Nake muss jeder, der ihn und seine Arbeit kennt, nur vermissen. Ich werde versuchen seine Arbeiten und Leistungen „am Leben zu halten“: Von ihm erscheint in einer anstehenden Publikation in der Computerarchäologie-Reihe ein Aufsatz über seine Arbeiten zu „Pong“ und anderen Atari-Spielen. Außerdem werde ich die Dokumente, die ich von ihm habe (und vielleicht noch bekommen werde) digitalisieren und online in einem Repository zur Verfügung stellen. Das alles ist viel zu wichtig, als dass es vergessen wird.

Ich danke Wolfgang hier noch einmal nachträglich für alles und wünsche seiner Familie viel Kraft und Zuversicht!

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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