Z80 – Medienarchäologie meets Platform Studies

Am kommenden Mittwoche halte ich zusammen mit meinem Kollegen Johannes Maibaum im Kolloquium „Medien, die wir meinen“ einen Vortrag über unseren Assembler-Workshop und dessen mögliche, medienwissenschaftliche Perspektive:

Mit dem Erscheinen der ersten 8-Bit-Mikroprozessoren verändert sich die gesamte Welt der elektronischen Datenverarbeitung. Nachdem Intel 1974 mit dem 8080 einen Standard definiert hatte, hielten Mikroprozessoren in immer mehr günstige und kleine Computer-Plattformen Einzug. Das Resultat davon war eine ungeahnte Popularisierung des Mikrocomputers, der nun auch erstmals für rein private Zwecke – insbesondere zum Spielen und Programmieren – zur Verfügung stand. Der enormen Einfluss, den diese als Hobby betriebenen Tätigkeiten für die Entwicklung von Hardware, Software und Betriebssystemen hatten, ist noch nicht in Gänze (und erst recht nicht im Detail) untersucht.

1976 folgte dem Intel-Chip vom selben Ingenieur (Federico Faggin) konstruiert der Z80-Mikroprozessor, welcher mit schätzungsweise 600 Implementierungen in unterschiedlichste Computertypen bis Ende der 1980er-Jahre der erfolgreichste dieser Prozessoren war. Der Z80 definiert eine medienhistorisch hochinteressante Nische, weil er den 8080 ablöst und um etliche Funktionen erweitert, die ihn besonders komfortabel programmierbar machen. Zudem sorgen aber sein besonderer Konstruktionstyp sowie seine disparaten Implementierungsumgebungen dafür, dass die Kapazitäten von Z80-Plattformen selbst heute noch nicht in vollem Umfang erschlossen worden sind.

Im Vortrag stellen wir eine dieser historischen Plattformen – Amstrads 1984-85 erschienene CPC-Homecomputer-Reihe –, auf welcher seit zwei Semestern auch unser Assembler-Kurs durchgeführt wird, vor. An praktischen Beispielen maschinennaher Grafik- und Soundprogrammierung demonstrieren wir die Möglichkeiten dieser spezifischen Hardware-Umgebung und versuchen die historischen und elektronischen Besonderheiten der Z80-Plattform für eine medienarchäologische Erweiterung der jüngst in den USA (am MIT) von Ian Bogost und Nick Montfort gegründeten „Platform Studies“ zu diskutieren.

Wider „die herbeigeredete Angst vor Assemblern und Kaltstarts“! (F. Kittler)

Ort: Medientheater, Georgenstraße 47, Berlin-Mitte
Zeit: 18:00 Uhr ct.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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