Sprich zu dir selbst, dann sprichst du zu den Dingen

Iron Doors 3D (D 2010, Stephen Manuel) (PV Cinemaxx)

Das kommt dabei heraus, wenn man nur fremde und keine eigenen Ideen hat. Nein, ich spreche nicht vom Politik-Adel, sondern von einer der jüngeren deutschen Versuche im SF-Film: Das Gefangenen-Dilemma aus „Cube“ gepaart mit dem Folter-Paradigma aus „Saw“ abzüglich einer plausiblen Entwicklung, abzüglich einer bei minimalistischen Settings notwendigen parabelhaften Story, ohne auch nur einen guten Schauspieler aber dafür mit einem aufgesetzten Schluss … so würde ich „Iron Doors 3D“ zusammenfassen, fragte man mich. Die Tatsache, dass der Film hier unter „Science Fiction“ getaggt wird, ist vielleicht die einzige wirkliche Überraschung eines Filmes, der wirklich nichts zu erzählen und nicht zu zeigen hat außer folgendem: Ein Mann findet sich in einer Art Tresorraum wieder und weiß nicht, wie er da hinein gelangt ist. Er wartet, bekommt Durst, trinkt seinen Urin, bekommt Hunger, isst ein paar Maden, die aus einer ebenfalls anwesenden toten Ratte kriechen. Dann entdeckt er Hinweise, die nahelegen, dass seine Gefangenschaft eine Art „Rätselaufgabe“ sein könnte. Und er findet heraus, dass er offenbar nicht der einzige ist, der dieses Schicksal hat. Mit Antworten zur Frage der Situation darf man genauso wenig rechnen wie mit einer Entwicklung der gefangenen Figur.

„Iron Doors 3D“ buhlt angesichts seines situativen Minimalismus förmlich damit eine Parabel sein zu wollen, aber das mangelhafte „Dialog“-Skript (eigentlich sind es immer Monologe), der abgrundschlechte Hauptdarsteller und die Tatsache, dass es eigentlich um nichts geht, schieben jedem Ansatz einer solchen Lesart den Riegel vor. Das 3D öffnet den Tresorraum zumindest für unserem Blick in die Tiefe der Leinwand. Möglicherweise ein zaghafter Versuch, den Film als Zuschauerexperiment zu sehen: Immerhin hätte die Gefangenschaft dann ja den Zweck, uns in einer Variante des „Big Brother“-Containments als Anschauungsmaterial zu dienen. Aber das Ende des Films und die für diese Lesart inkonsequent agile Montage verhindern auch diesen Aus- bzw. Zugang. Bleibt also ein filmischer Torso, der vage an Heinleins Story „Im Goldfischglas“ erinnert, der zu viele gute Vorbilder, aber zu wenig eigenes Talent offenbart. Kurzum: Ein weiterer gescheiterter deutscher Versuch, der Genrefilm-Geschichte etwas von Relevanz hinzuzufügen.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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