Bugs in the Mist

Der Nebel (The Mist, USA 2008, Frank Darabont) (DVD)

Beim zweiten Mal, wenn man schon weiß, wie bitter alles endet, kann man sich auf den Weg in den Untergang konzentrieren. Die beinahe schon Zwanghaftigkeit, mit der der religiöse Wahn im Supermakt das Ruder an sich reißt, erscheint mir nun noch viel erschreckender als bei der Erstsichtung. Auch wenn die Eiferer natürlich letztlich als die Opfer einer Demagogin widerlegt werden: Die „dunkle Zeit“, in der Menschen geopfert und die Vernunft an den Pranger gestellt wurde, lässt sich nicht ungeschehen machen. Dass Darabont/King einen „undialektischen Zweifler“, der sich selbst dem Verdikt seeing=believing nicht unterordnen will, als dritte Partei aufstellt, muss man dem Stoff zugute halten – so kann er jedenfalls nicht als Polemik (miss)verstanden werden. Und eigentlich muss ich mein Resümee der Erstsichtung damit auch revidieren: Der Film übernimmt keine klamheimliche Partei für die Position der religiösen Eiferer: Auf dem Lastwagen ist keiner der Supermarktinsassen zu sehen, sondern die Frau, die anfangs aus dem Laden geflohen ist. Sie ist übrigens die einzige, die den Markt aus allein altruistischen Gründen verlassen hat. Dass ausgerechnet sie zuerst „den sicheren Hafen“ erreicht hat, lässt also ganz andere Schlüsse auf die moralphilosophische Ausrichtung des Stoffes zu.

Aber eigentlich wollte ich ja über die Monster schreiben. Nur merke ich jetzt gerade, dass sich diese Monster eigentlich gar nicht beschreiben lassen. Sicher: es gibt die spinnenartigen, die mückenartigen, es gibt Wesen, die „funktionieren“ wie Heuschrecken und Gottesanbeterinnen. Der Grusel dieser Monster wird allein aus der Überzeichnung des Vorhandenen verbunden mit den kulturellen oder individuellen Ekelgrenzen des Zuschauers erreicht. Was ist aber – und das ist das einzige Wesen des Films, bei dem ich mich wirklichgegruselt habe – hiermit?

Einzig eine Hand voll Assoziation ist es, mit der ich dienen kann.

Über Stefan Höltgen

siehe: http://about.me/hoeltgen
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